ÖIAG-Aufsichtsrat: Siegfried Wolf gewählt

Ex-Magna-Manager Siegfried Wolf ist neuer Vorsitzender des Aufsichtsrats der Verstaatlichten-Holding ÖIAG. Wolf wurde heute "mehrheitlich" gewählt, wie die ÖIAG mitteilte. Die fünf Betriebsräte im Aufsichtsrat enthielten sich der Stimme.

Abendjournal, 26.6.2014

Siegfried Wolf

(c) APA/HANS KLAUS TECHT

Vom Stellvertreter zum Chef

Wolf ist derzeit auch Aufsichtsratsvorsitzender im Konzern "Russian Machines" des des russischen Oligarchen Oleg Deripaska. Als ÖIAG-Aufrichtsratschef vorgeschlagen wurde er von seinem Vorgänger Peter Mitterbauer, dessen Stellvertreter Wolf bisher war. Wolf kann laut ÖIAG-Gesetz aber nur rund zwei Jahre Aufsichtsratschef der Österreichischen Industrieholding bleiben. Denn sein Mandat läuft mit der Hauptversammlung über den ÖIAG-Jahresabschluss 2015 - also spätestens Mitte 2016 - aus.

Umstrittene Wahl

Politisch war die Wahl von Wolf wegen seiner Nähe zu den Mächtigen Russlands umstritten. Vor allem die Grünen wollten Wolfs Wahl noch per Antrag im Parlament in letzter Sekunde verhindern. Der Aufsichtsrat erneuert sich aber seit der schwarz-blauen Regierungskoalition zu Anfang der 200er-Jahre selbst. Mitterbauer schied turnusmäßig mit der heutigen Hauptversammlung der ÖIAG zum Jahresabschluss 2013 aus dem Gremium aus. (Text: APA, Red.)

Auch bei Strabag und Verbund

Die Tätigkeit beim Konzern des russischen Oligarchen Deripaska und ein angebliches Vertrauensverhältnis zum russischen Präsidenten Wladimir Putin brachte Wolf zuletzt politisch nicht nur Freunde. Erst vor wenigen Tagen lobte Wolf Putin bei einer Veranstaltung in Graz in hohen Tönen. Führungsqualitäten, wie sie Putin beweise, könne auch die EU brauchen. Wolf sitzt bis 2015 auch im Aufsichtsrat des heimischen Bauriesen Strabag, an der Deripaska Anteile hält.

Ebenso ist Wolf bei der Verbund AG vorerst noch bis 2015 Aufsichtsratsmitglied. Bei Siemens Österreich war er Mitglied im Aufsichtsgremium. Als Aufsichtsrat der ÖIAG fungierte der Mann mit der Blitzkarriere ab Sommer 2008 auch als Chefverhandler beim Verkauf des Bundesanteils der Austrian Airlines (AUA).

Der bisherige Präsident der ÖIAG, Peter Mitterbauer attestierte Wolf "Handschlagqualität". Er sei ein "guter und verlässlicher Mann", sagte Mitterbauer. Die Nähe Wolfs zu Putin ist für Wolf "kein Makel". Wolf habe auch für Österreich viel Gutes geleistet, man solle seine Qualifikationen nicht ausschließlich auf seine Tätigkeit in Russland reduzieren.

Vom Facharbeiter zum Konzernchef
Seine Karriere begann Wolf mit seiner Ausbildung zum Werkzeugmachermeister bei Philips. Ab 1981 war er bei den Vereinigten Metallwerken Wien in der Qualitätskontrolle, in Form einer Abendschule absolvierte er zeitgleich bis 1985 eine HTL für Machinenbau-Betriebstechnik. Ab 1983 war er im Qualitätswesen der Hirtenberger AG und später auch Werksdirektor und Gesamtprokurist. Dann ging es 1995 zu Magna - vorerst als Präsident der Magna Europa AG. Ab 1999 bis 2001 war Wolf zusätzlich Vice Chairman der Magna International Inc, wurde damit zu Frank Stronachs rechter Hand. 2001 und 2002 war Wolf CEO der Magna Steyr AG, von 2002 bis 2005 Vice Chairman der Magna International. Nachdem Stronach 2005 diesen Posten zurücklegte wurde Wolf schließlich CEO der Magna International Inc. 2010 legte er diese Funktion im November zurück und wurde Aufsichtsratschef von Deripaskas Russian Machines.

Übrigens: Gemeinsame Sache wollten Wolf und Deripaska schon mit ihrem Rettungskonzept für den deutschen Autobauer Opel machen. Magna wollte gemeinsam mit Deripaskas Autobauer GAZ und der staatlichen russischen Sberbank bei Opel einsteigen. Im September 2009 hatten sie bereits die Zusage der Opel-Mutter General Motors - zwei Monate später sagten die Amerikaner den vor allem von Wolf vorangetriebenen Deal aber überraschend wieder ab.

Wolf, geboren am 31. Oktober 1957, ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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