Bibelkommentar zu Matthäus 16, 13 - 19
1924 schrieb Gertrud von Le Fort ihre "Hymnen an die Kirche". Das Fest „Peter und Paul“, das die katholische Kirche jedes Jahr am 29. Juni feiert, ist mit dieser Kirche zutiefst verbunden, ist aber vielleicht auch vielen fremd geworden.
8. April 2017, 21:58
Eine triumphalistische Kirche braucht heute niemand mehr. Und das Zeichen, das Papst Franziskus heute der Welt gibt, spricht die gleiche Sprache.
Ich möchte dennoch die Worte des Apostels Petrus, der in katholischem Selbstverständnis als "Fundament der Kirche" gilt, etwas näher betrachten, und in den Sinn dieses Bekenntnisses ein wenig einzudringen versuchen. Könnte heute auch ICH eine Hymne an die Kirche schreiben?
Die Kirche ruht auf dem Fundament eines Bekenntnisses. Dem Bekenntnis eines Menschen, der von Gott eine innere Offenbarung erhalten hat.
Was heißt es, Jesus als "den Messias" zu bekennen? Wie viele Christen können das heute ihren Kindern erklären? Messias ist hebräisch und heißt "der Gesalbte". In der Antike wurden Menschen zu Königen gesalbt, in der Heiligen Schrift zu Königen und Propheten. Salbung bedeutet in der Bibel die Gabe des Heiligen Geistes. Der gleiche Geist macht bis heute aus Menschen "Christen", das heißt Gesalbte – sie werden zu Königen und Propheten – dies geschieht bei der Taufe.
Im Griechischen heißt das hebräische M'schiach CHRISTÓS. Im Namen Jesus Christus wird also ausgesagt, was Petrus über Jesus bekennt: Du bist der Gesalbte Gottes, der Christus, der Messias. Der Messias, der von Juden, wie auch Petrus und Jesus es waren, damals erwartet wurde und bis heute erwartet wird.
Das Bekenntnis des Petrus hat einen zweiten Teil: Er nennt Jesus den "Sohn des lebendigen Gottes" und sagt damit: Dieser Jesus ist nicht einfach nur ein Mensch, wenn auch ein guter und außergewöhnlicher, sondern, er ist Gottes Sohn, er ist GOTT. Ein Weizenkorn bringt immer eine Weizenähre hervor, und ein Mensch bringt immer einen Menschen zur Welt.
Wer Jesus als den "SOHN Gottes" bekennt, der bekennt damit, dass Gott VATER ist. Diese Aussage ist nichts Neues. Sie durchzieht schon das Alte Testament. Und Jesus selbst lehrt seine Jünger im Gebet des "Vater Unser", Gott als "liebevollen Vater", als "Abbà" anzusprechen. So werden alle Menschen, auf eine neue Art und Weise, zu Schwestern und Brüdern.
Kinder, die einen gemeinsamen Vater haben, gehören auch zu EINER FAMILIE. Und hier möchte ich meine Hymne an die Kirche ansetzen:
In diesem Bekenntnis des Simon Petrus bei Cäsarea Philippi vor 2000 Jahren liegt das Fundament verborgen, der Fels, auf dem die Kirche Jesu gebaut ist. An einem Felsen kann man sich aufrichten oder Anstoß nehmen.
Folgt man dieser Logik, dann ist die Kirche Familie für alle Menschen. In ihr wird ein jeder, egal welchen Geschlechts, welcher Sprache und Religion, ob arm oder reich, gesund oder krank, als Sohn und Tochter des himmlischen Vaters angenommen, als Bruder und Schwester Jesu Christi geliebt in einer großen, weltweiten Familie – das zu verwirklichen ist sicher nicht leicht. Es ist die große Berufung und der Auftrag eines jeden Menschen, der sich zu Jesus als "dem Christus" bekennt…