Anonyme Bewerbungen: Deutsches Pilotprojekt

In Deutschland wird ein anonymes Bewerbungsverfahren getestet. Die Antidiskriminierungsstelle des Deutschen Bundes hat ein Pilotprojekt mit Bewerbungen ohne Namensnennung und ohne Foto laufen. Die Erfahrungen sind bisher vielversprechend.

Akten

(c) DPA/STEPHANIE PILICK

Mittagsjournal, 4.7.2014

Erste Hürde beseitigen

Name, Geburtsdatum, Adresse und Geschlecht - diese persönlichen Daten und auch das Foto fehlen in anonymen Bewerbungen, sagt die Leiterin der deutschen Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders: Denn das dürfe bei einer Bewerbung keine Rolle spielen. "Der Fokus muss immer auf der Qualifizierung eines Menschen liegen und sollte überhaupt nichts mit persönlichen Daten gemein haben."

Beim anonymisierten Bewerbungsverfahren gehe es darum, die erste Hürde zu nehmen. Das heißt, überhaupt einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Mit ausländisch klingendem Namen sei diese erste Hürde besonders hoch, weiß Lüders, denn auch Personalverantwortliche hätten Vorurteile.

Mehr Chancen für Zuwanderer und Frauen

Schon vor drei Jahren hat die Antidiskriminierungsstelle ein Pilotprojekt durchgeführt. Mitgemacht haben weltweit agierende Konzerne, wie die Deutsche Post, L'oreal und Procter and Gamble. Aus dem öffentlichen Bereich waren etwa das deutsche Familienministerium und die Verwaltung der Stadt Celle dabei. Insgesamt wurden 246 Jobs vergeben, wobei sich zeigte, dass Menschen mit Migrationshintergrund und auch Frauen mit diesem Verfahren bessere Chancen haben.

Mittlerweile testen mehrere Unternehmen und auch neun der 16 deutschen Bundesländer das anonymisierte Bewerbungsverfahren. Der Stein sei ins Rollen gekommen, so Lüders. Man müsse aber Geduld haben, denn viele Unternehmen sträubten sich anfangs und stritten ab, dass sie diskriminieren würden. Das werfe man auch niemandem vor, aber es gehe um die Klischees in den Köpfen.

Die Unternehmen selbst könnten mit dem anonymisierten Bewerbungsverfahren auch neue Bewerberkreise ansprechen. Das habe das Beispiel der Stadt Celle gezeigt. Arbeitgebern das anonymisierte Bewerbungsverfahren gesetzlich vorzuschreiben, davon hält die Leiterin der deutschen Antidiskriminierungsstelle aber nichts.