GB: Kampf gegen Beschneidung von Frauen

Großbritannien versagt beim Kampf gegen Genitalverstümmelung. Die grausame Praxis ist zwar seit Mitte der 1980er Jahre verboten, wird aber auf der Insel immer wieder durchgeführt. Der Innenausschuss des britischen Parlaments kritisiert das mangelnde Engagement von Justiz, Polizei, Gesundheits- und Bildungsbehörden scharf. In einem neuen Bericht fordern die Parlamentarier einen nationalen Aktionsplan gegen Mädchenbeschneidung.

Mittagsjournal, 4.7.2014

Noch keine Verurteilung

Nach Angaben des Ausschusses sind landesweit rund 65.000 Mädchen unter 13 Jahren von Genitalverstümmelung bedroht. Geschätzte 66.000 beschnittene Frauen und Mädchen leben in Großbritannien. Eine von ihnen ist Hoda Ali. Sie war erst sieben Jahre alt, als sie in Somalia verstümmelt wurde. Es war die Hölle, sagt sie. Der Schmerz fühlte sich an, als würde man heißes Öl auf die Haut gießen. Ali will nicht, dass die Verstümmelung ihr Leben bestimmt. Sie hat immer noch gesundheitliche Probleme, durch eine Infektion nach der Beschneidung wurde sie unfruchtbar.

Persönlich betroffene Aktivistinnen wie Hoda Ali setzen sich dafür ein, dass anderen Mädchen nicht das gleiche Schicksal widerfährt. Obwohl in Großbritannien die Genitalverstümmelung bei Frauen seit 1985 strafbar ist, gab es noch keine einzige Verurteilung. In wenigen Wochen wird der erste Fall überhaupt vor Gericht verhandelt.

"Nationaler Skandal"

Die Art und Weise wie Großbritannien mit Genitalverstümmelung bisher umgegangen ist, ist ein nationaler Skandal, kritisiert der Vorsitzende des Innenausschuss Keith Vaz. Regierungen, Politiker, Gesundheitsdienste, Ärzte, Polizei und die Staatsanwaltschaft blieben untätig, während unschuldige Mädchen grausam verstümmelt wurden. Vaz macht unangemessene Rücksicht auf kulturelle Empfindlichkeiten für die Passivität der Behörden verantwortlich. Der Ausschuss fordert Anonymität für die Opfer vor Gericht, mehr Schutz für Mädchen, die in Gefahr sind, für die Beschneidung ins Ausland geschafft zu werden. Ärzte sollen Risikopersonen regelmäßig untersuchen dürfen. Wer eine Genitalverstümmelung nicht meldet, soll strafrechtlich verfolgt werden. Nanna Otoo-Oyortey von der Aktionsgruppe FORWARD sieht die Pläne skeptisch. Auch die Gemeinschaft muss mit an Bord sein, sagt sie. Sie nicht in die Regierungspläne einzubinden, wäre eine verpasste Chance.

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