Trotz Papst-Appells: Marienumzug vor Mafia-Boss
Vor zwei Wochen hat Papst Franziskus erstmals die süditalienische Region Kalabrien besucht - die Heimat der derzeit wohl gefährlichsten Mafia, der N'drangheta. Und wie einst Johannes Paul II. in Sizilien sprach Franziskus das Thema mit deutlichen Worten an, um dann zu erklären, dass Mafiosi aus der Kirche ausgeschlossen seien. Umso mehr erregt jetzt ein Vorfall nahe bei Reggio di Calabria die Gemüter: eine Marienprozession, die einem Boss ihren Respekt erwies.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 7.7.2014
Verbeugung in Richtung Mafia-Boss
Eine Ehrenbezeugung für einen verurteilten Mafioso bei einer religiösen Prozession in Kalabrien sorgt für heftige Diskussionen in Italien. Die süditalienische Region ist die Hochburg der Mafia-Organisation N'drangheta.
Bei der Prozession in Oppido Mamertina, an dem sich auch der Bürgermeister und mehrere Lokalpolitiker beteiligten, hielt am vergangenen Sonntag der Zug mit der Statue der "Muttergottes der Gnade" vor dem Haus des lebenslänglich verurteilten Mafia-Bosses Peppe Mazzagatti zum Gruß. Die Träger der Statue verneigten diese in Richtung des Gebäudes.
Der Mafioso steht derzeit aus Gesundheitsgründen unter Hausarrest. Der Fall wurde von einigen anwesenden Carabinieri gefilmt. Der örtliche Chef der Carabinieri verließ daraufhin aus Protest die Prozession. Ermittlungen sollen gegen die Personen aufgenommen werden, die die Muttergottes-Statue bis zum Haus des Mafioso getragen hatten. Innenminister Angelino Alfano bezeichnete den Fall als "verwerflich". "Wir sind gegen jede Huldigung vor Mafiosi, die die Kultur des Todes verbreiten", betonte Alfano. Die Präsidentin der parlamentarischen Anti-Mafia-Kommission, Rosy Bindi, dankte dem Carabinieri-Chef für seine Geste.
"Die Muttergottes verneigt sich nicht vor Mafiosi", betonte der Bischof der kalabresischen Stadt Cassano allo Jonio, Nunzio Galantino, Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz CEI. Die Stadt war vor zwei Wochen von Papst Franziskus besucht worden, der die Mafiosi für exkommuniziert erklärt hatte. (Text: APA)