Israel: Liebermann hat Wahlbündnis aufgekündigt

Im Nahen Osten wird die Lage nach dem Tod von drei israelischen Jugendlichen und dem mutmaßlichem Rachemord an einem palästinensischen Jungen immer angespannter. Die israelische Luftwaffe hat wiederholt Angriffe gegen den Gazastreifen geflogen. Der Streit um das richtige Vorgehen spaltet auch die israelische Innenpolitik. Außenminister Avigdor Lieberman hat das Bündnis seiner Partei mit dem regierenden Likud aufgekündigt.

Abendjournal, 7.7.2014

Tote nach Luftangriffen im Gasastreifen

Der Mord, der gewalttätige Proteste von Palästinensern in Ost-Jerusalem und in Nordisrael ausgelöst hatte, ist offenbar aufgeklärt, trotzdem bleibt unklar, ob die Lage sich beruhigen wird oder eine weitere Erhitzung bevorsteht. Die Polizei hat sechs junge, jüdische Extremisten festgenommen. Zumindest drei von ihnen sollen gestanden haben, dass sie vorige Woche einen 16-jährigen Palästinenser verschleppt und verbrannt haben.

Die Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Polizisten gingen zuletzt weiter, es gab Dutzende Verhaftungen. Auch das Raketenfeuer auf Ortschaften in Südisrael geht weiter. Seit Mitternacht zählten die Israelis an die 40 Abschüsse von Raketen und Granaten aus dem Gasastreifen. Am Nachmittag flog Israel einen Luftangriff, der verborgenen Raketenwerfern gegolten haben soll. Aus dem Gasastreifen wurden in der Nacht auf heute nach israelischen Luftangriffen mindestens sieben, nach einer anderen Version sogar neun Tote gemeldet. Alle waren offenbar Mitglieder der bewaffneten Milizen der Hamas und des Islamischen Dschihad. Sechs der Hamas-Leute kamen beim Einsturz eines Tunnels an der ägyptischen Grenze ums Leben – in Israel hieß es, dass das möglicherweise nicht die Folge eines Luftangriffs war.

Israel: Innenpolitisch gespalten

Die Krise hat in Israel eine erste innenpolitische Auswirkung: Außenminister Avigdor Lieberman hat das Wahlbündnis seiner Rechtspartei mit dem konservativen Likud von Premier Benjamin Netanjahu aufgekündigt. Der Grund: Lieberman fordert härtere Schläge gegen die Hamas, Netanjahu hat ihn dafür kritisiert. Der Fortbestand der Regierungskoalition ist dabei nicht in Gefahr, die praktische Bedeutung ist bloß, dass die beiden Parteien wieder als getrennte Fraktionen im Parlament sitzen werden.

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