Erster Prozess um Akademikerball-Demo

Der Akademiker-Ball im Jänner war heuer von schweren Ausschreitungen begleitet. Zwei, die sich da angeblich besonders hervorgetan haben, sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Der eine wurde im Juni verhaftet, er erwartet seinen Prozess im August. Der andere ist seit einem halben Jahr eingesperrt, ein 23-jähriger Student aus Deutschland. Und das, so meint sein Anwalt, obwohl das bisherige Verfahren keinen Hinweis gebracht hat, dass die Vorwürfe stimmen.

Morgenjournal, 21.7.2014

Polizist belastet Angeklagten

Josef S. soll als Anführer des Schwarzen Blocks Polizisten attackiert und mit einer Eisenstange auf ein Polizeiauto eingeschlagen haben - das wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Grundlage dafür ist die Aussage eines Polizisten, der die Demonstrationen gegen den Akademikerball in Zivil beobachtet hat. Der Student habe auch verbale Anweisungen erteilt, so der Polizist in seiner ursprünglichen Aussage - doch eine Stimmanalyse der vorgelegten Handyaufnahme widerlegte dies.
Der Verteidiger des Studenten nennt die Vorwürfe übertrieben und zynisch. Doch am Ende des ersten Prozesstages sagt der Richter, die Beweislage habe sich erhärtet. Clemens Lahner, der Verteidiger des Angeklagten, sieht das anders: "Ich meine, dass sich dieser einzige Belastungszeuge selbst mehrfach widersprochen hat. Überall wo man Angaben objektiv überprüfen kann, passen sie mit den Aussagen des Belastungszeugen nicht zusammen. Ich hätte daher gemeint, dass unser Mandant zu enthaften wäre."

Gutachten von Verteidigung

Das Verfahren startet heute mit der Erörterung des pyrotechnischen Gutachtens, das die Verteidigung beantragt hat: die Handschuhe des Angeklagten sollten auf Rückstände untersucht werden, da ihm auch vorgeworfen wurde, daß er Rauchbomben geworfen habe. Anschließend will der Richter zahlreiche Polizisten als Zeugen befragen, die bei den Ausschreitungen am Stephansplatz waren. Auch zwei Pressefotografen und ein Kameramann sind als Zeugen geladen.