Nach Fußball-Attacken: Aufruf zum Gewaltverzicht

Das Verhältnis zwischen Israelis und Muslimen ist derzeit wieder verstärkt Thema auch in Österreich. Einer der Anlässe: die Attacken gegen die Fußballer der Mannschaft von Maccabi Haifa in Bischofshofen. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde hat diese Woche auch die muslimischen Vereine in Österreich aufgefordert, gegen antisemitische Tendenzen in den eigenen Reihen vorzugehen. Dort sieht man sich teilweise machtlos. Eindringlich hat man die Mitglieder aufgerufen, Ruhe zu bewahren.

Morgenjournal, 26.7.2014

Aktionen wie jene in Bischofshofen gefährden das, was die Muslime in Österreich wollen, nämlich Frieden, sagt Fuat Sanac, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich: „Was die Jugendlichen gemacht haben, ist inakzeptabel, das lehnen wir ab. Wir distanzieren uns von solchen Aktionen und Menschen, die dem Frieden in Österreich schaden. Ich nenne sie Unruhestifter.2

Er hat deshalb an die Obleute aller Mitgliedsvereine E-Mails geschrieben: „Ich appelliere an alle, dass sie Ruhe bewahren und den Jugendlichen beibringen, das das falsch ist. Wir müssen die Linien richtig erkennen.“

Darüber hinaus wird auch versucht, durch soziale Medien wie Facebook vor allem auch junge Menschen zu erreichen und ihnen klar zu machen, dass man Kritik an der Politik Israels sehr wohl äußern dürfe, aber Antisemitismus schon auf Grund der Religion verboten sei: „Eines ist der Krieg zwischen zwei Staaten, das andere ist Antisemitismus. Antisemitismus ist für uns Rassismus und damit für uns verboten.“

"Möglichkeiten begrenzt"

Obwohl die Islamische Glaubensgemeinschaft die staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft aller Anhänger des Islam in Österreich ist und damit die größte muslimische Vereinigung, ist aber auch ihre Durchgriffsmöglichkeit begrenzt, muss der Präsident zugeben: „Wir tun unser Bestes. Aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Wir sind manchmal machtlos leider.“

Die Mitglieder der Islamischen Glaubensgemeinschaft gehören allen Strömungen des Islam an und sie sind nicht nur türkischer Herkunft, wobei diese die größte Gruppe stellen. Seit dem Besuch von Ministerpräsident Recep Tayip Erdogan weiß man, dass er und seine Partei auch in Österreich viele Anhänger haben. Nachdem Erdogan sich nach Meinung vieler Experten eindeutig antisemitisch gegenüber Israel geäußert hat, wird nun befürchtet, dass es auch in Österreich zu noch mehr antisemitischen Aktionen kommen könnte.

Zu den Aussagen von Erdogan wollte sich der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft nicht äußern. Nur so viel: In seiner Glaubensgemeinschaft gebe es keinen, der Krieg wolle und er setzte weiter auf Gespräche und Vernunft, so Sanac.

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