Brüchige Ruhe in Nahost

Die israelische Armee hat seit wenigen Stunden ihre Angriffe auf den Gazastreifen zurückgefahren. Das gelte nur, solange die Hamas ihr Raketenfeuer auf israelisches Territorium einstellt. Nach zahlreichen gescheiterten Feuerpausen und erfolglosen Friedensinitiativen hat der UNO-Sicherheitsrat in der Nacht beide Seiten dazu aufgerufen, jede Agression sofort einzustellen. Aber die derzeitige Ruhe ist fragil.

Mittagsjournal, 28.7.2014

24-stündige Feuerpause

Mehr aus Kampfmüdigkeit denn aus Überzeugung herrscht derzeit relative Ruhe über dem Gazastreifen. Im Morgengrauen hat Israels Armee hat ihre Panzer an die Grenze von Gaza zurückgefahren und das Feuer aus der Luft eingestellt. Mit der Zerstörung der unterirdischen Tunnels wollen die Militärs aber weitermachen. Die erschöpfte und terrorisierte Bevölkerung atmet auf. Für die Muslime beginnen heute die Festtage zum Ende des Ramadan. Mit Blick darauf, hat die Hamas gestern in eine 24-stündige Feuerpause eingewilligt.

Aber die Positionen sind unverändert. Der Palästinenser-Politiker Mustapha Barguti, einer, der nicht im Verdacht steht, ein radikaler zu sein, macht klar, dass die Menschen in Gaza eine Perspektive brauchen: "Alle Palästinenser wollen ein sofortiges Ende der Kämpfe - vorausgesetzt Israel hebt die Blockade des Gazastreifens auf, denn diese ist ebenfalls eine fortgesetzte Aggression."

Ohnmächtiger Aufruf zu einer Waffenruhe

Jede Seite klammert sich an ihre Forderungen. Das zeigen einmal mehr die Reaktionen auf den Appell des UNO-Sicherheitsrates an beide, die Gewalt sofort zu beenden. Unzufrieden ist Israels UNO-Botschafter Ron Prosor:"Das Statement erwähnt nicht die Hamas, nicht ihre zu tausend abgefeuerten Raketen auf Israels Zivilisten und vor allem nicht Israels Recht, sich selbst zu verteidigen". Und unzufrieden ist auch der Palästinas Botschafter Ryad Mansour: "Der Status Quo ist nicht akzeptabel, wir wollen fundamentale Veränderung für das Leben unseres Volkes in Gaza, offene Grenzen und Bewegungsfreiheit." All das komme im UNO-Statement nicht vor.

Der UNO-Sicherheitsrat, der Papst, Barak Obama - alle ihre Apelle scheinen zu verhallen. Erfolglos auch die zahlreichen Friedensinitiativen. Der ägyptische Plan wurde von der Hamas abgelehnt. Der Vorschlag von US-Außenminister Kerry wurde von Israels Premier Netanjahu abgeschmettert, da er zu freundlich mit der Hamas sei. Von Kairo ist Kerry am Samstag nach Paris geflogen, um mit den Außenministern der großen EU-Staaten, der Türkei und Katars über einen Ausweg aus dem Krieg zu beraten. Am Ende hatten sie nicht mehr zu bieten als einen ohnmächtigen Aufruf zu einer Waffenruhe aus humanitären Gründen - und für neue Verhandlungen.

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