Griechenland: Reformmüdigkeit eingeschlichen

Der griechischen Wirtschaft geht es besser. Nicht nur im Tourismusbereich, auch beim Export und in der Schifffahrt ist der Trend nach oben erkennbar. Probleme gibt es noch bei den Investitionen, die ausländischen Unternehmen trauen den Reformversprechen nicht so recht. Und diese Skepsis ist durchaus angebracht, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Athen, Bruno Freytag.

Mittagsjournal, 2.8.2014

Griechenland ist noch nicht überm Berg

Die Stimmung ist bei einigen Griechen nun besser, sagt Bruno Freytag, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Athen: "Die Konsumenten sind optimistischer. Sie sehen eine gewisse Besserung der Wirtschaftsentwicklung und damit steigt auch die Hoffnung, dass die Arbeitslosigkeit zurückgeht und die Gehälter zu steigen beginnen".

Aber die notwendigen Reformen sind in Gefahr, weil sie niemand umsetzen will: "Die Beamten sind nicht motiviert die Reformen mitzutragen. Und das ist aus meiner Sicht verständlich. Wenn sie jeden Tag hören, dass sie nicht gut arbeiten und zu viel verdienen, dann sind sie nicht motiviert".

Aber noch ist Griechenland ohnehin nicht über den Berg.
"Ganz schlecht sieht es bei den Investitionen aus. Das hängt mit der Finanzlage der Banken zusammen, die keine Kredite geben könne", sagt Freytag. Es hänge aber auch mit dem Investitionsklima zusammen. Dieses sei noch nicht so gut, wie es sein sollte. "Ausländische Unternehmen sind noch nicht davon überzeugt, dass es in Griechenland einfach ist zu investieren."

Nicht auf Lorbeeren ausruhen

Bei den geplanten Privatisierungen kommt man langsamer voran als erhofft. Eine Milliarde Euro wollte man damit einnehmen, geschafft hat man nicht einmal ein Drittel: "Es ist immer schwierig sich von etwas zu trennen, wo man Macht und Einfluss ausübt und wo man Posten vergeben kann", erklärt Freytag die Verzögerungen. Ein Beispiel ist die staatliche Elektrizitätsfirma. Die Gewerkschaft hat Stromausfälle angekündigt, um Druck auszuüben: "Sie haben es bisher jedoch noch nicht gemacht. Ich nehme an, aus Rücksicht auf die Tourismussaison".

Den nächsten wichtigen Termin mit den Geldgebern gibt es Anfang September, aber diesmal nicht in Griechenland, sondern, sozusagen auf neutralem Boden, in Paris. Das ist durchaus ein Zeichen, sagt Bruno Freytag: "Die Kontrollen der Troika sind lästig und man möchte sich davon möglichst rasch befreien. Eine gewisse Reformmüdigkeit macht sich in der Regierung breit. Und das ist sicher eine der größten Gefahren für Griechenland".