Sonderschulen: Heinisch-Hosek wehrt sich

Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek (SPÖ) weist die Kritik des Behindertenanwalts Erwin Buchinger über die zu hohe Zahl an Sonderschülern in Österreich zurück und verspricht Reformen.

Mittagsjournal, 8.8.2014

Eltern wählen Schulform, nicht die Politik

Anstatt Kinder mit besonderen Bedürfnissen an besseren Regelschulen zu integrieren, stecke man diese in Sonderschulen, womit die Zahl der Schülerinnen und Schüler an Österreichs Sonderschulen steige. So lautet die Kritik des Behindertenanwalts.

Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek wehrt sich gegen die Vorwürfe. In einer schriftlichen Stellungnahme an das ORF-Radio schreibt Heinisch-Hosek: "Wesentlich ist, dass SchülerInnen mit Behinderungen beim Erwerb einer ihren individuellen Möglichkeiten entsprechenden Erziehung und Bildung unterstützt werden. Ob sie in eine Sonderschule gehen oder eine integrative Form der Beschulung gewählt wird, können Eltern („Wahlrecht“) wählen."

Damit sieht die Ministerin ihr Ressort nicht in der Pflicht und hält weiterhin an den Sonderschulen in Österreich fest - obwohl sich Österreich 2008 zur UN-Behindertenrechtskonvention bekannt hat und diese laut Experten Sonderschulen ausschließt. Dazu schreibt Heinisch-Hosek in ihrer Stellungnahme: "Es geht darum, fördernde, individualisierte Angebote für alle Kinder möglichst Wohnort-nahe zur Verfügung zu stellen. An vielen Integrationsstandorten ist das schon möglich. Manche Unterstützungsangebote sind jedoch zur Zeit nur an spezialisierten Einrichtungen verfügbar."

Kein schnellerer Sonderschulabbau

Dass es mit einem flächendeckenden Angebot von Integrationsklassen noch bis 2020 dauern wird, das verteidigt die Ministerin. Denn immerhin müssten neben den Schulen etwa auch soziale Dienste, die Jugendwohlfahrt oder das Gesundheitswesen eingebunden und vorbereitet werden. Dass die Umstellung nicht überstürzt werden sollte, das sagen auch Experten wie der Wiener Bildungswissenschafter Stefan Hopmann. Denn es fehle vor allem noch an speziell ausgebildeten Lehrern für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung.