"Du bist ein große Tochter Österreichs"
Um 10 Uhr 30 wurde der Sarg aus der Säulenhalle, wo die Erste Nationalratspräsidentin Barbara Prammer seit Donnerstag aufgebahrt war, vor das Parlament getragen. Es folgten die Trauerreden und die Würdungen von Spitzenpolitikern und Vertretern der Zivilgesellschaft sowie künstlerische Darbietungen, die in engem Zusammenhang mit dem Leben Prammers standen.
8. April 2017, 21:58
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Mittagsjournal, 09.08.2014
"Tiefe Spuren hinterlassen"
Die Trauerfeier vor dem Parlament beginnt so, wie sich Barbara Prammer das für ihren letzten Weg gewünscht hat: mit der Ouvertüre zu “Tristan und Isolde” von Richard Wagner. Dann spricht als Erster der Zweite Nationalratspräsident Karlheinz Kopf. Er betont Prammers Rolle für den Parlamentarismus in Österreich: "Dem österreichischen Nationalrat hat der Tod eine Präsidentin genommen, die in den knapp 8 Jahren ihrer Präsidentschaft tiefe Spuren hinterlassen hat. Barbara Prammer war eine engagierte Kämpferin für den unverzichtbaren Stellenwert und die Würde des Parlaments als Zentrum unseres demokratischen Österreich, und die stetige Weiterentwicklung unserer parlamentarischen Demokratie."
Stimme für Minderheiten erhoben
Bundesratspräsidentin Ana Blatnik unterstreicht Prammers Einsatz für die Weiterentwicklung der Gesellschaft, vor allem für die Rechte von Volksgruppen und Minderheiten, wie Blatniks eigene, die slowenische: "Die Nationalratspräsidentin hat in der Vergangenheit oft ihre Stimme für die Rechte der Minderheiten in Österreich erhoben. Und die Volksgruppen waren ihr ein zentrales Anliegen. Mit der Entscheidung im Jahr 2010 erstmalig den Volksgruppentag im Parlament abzuhalten, trug Prammer wesentlich dazu bei, deren Vielfalt sichtbar und hörbar zu machen."
"Arbeit für eine bessere Gesellschaft"
Vertreter von Volksgruppen und Minderheiten legen als Zeichen ihrer Wertschätzung Rosen vor dem Sarg Barbara Prammers nieder. Harri Stojka und seine Band spielen Roma-Lieder. Es folgt die Rede der Publizistin Barbara Coudenhove-Kalergi, sie spricht für die Zivilgesellschaft: "Ich glaube, Barbara Prammer hat gezeigt, dass das geht: Dass man in der Politik sein kann, dass in der Politik irgendjemand die Arbeit machen muss, und möglichst auch Leute, denen es nicht ums Geld geht, und nicht um die Karriere geht, sondern um eine bessere Gesellschaft." Für ihre Ansprache bekommt Coudenhove-Kalergi spontanen Applaus.
"Du bist eine große Tochter Österreichs"
Als Nächste am Wort ist Prammers Nachfolgerin als SPÖ-Frauenvorsitzende, Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Sie war mit Barbara Prammer eng befreundet. Heinisch-Hosek würdigt vor allem den Einsatz der verstorbenen Nationalratspräsidentin und früheren Frauenministerin für die Gleichstellung der Frauen: "Viele Frauen und Männer dieses Landes waren Barbara Prammer freundschaftlich verbunden. Uns alle eint der Respekt vor ihrer Haltung und die Bewunderung ihrer Leistungen. Du warst ein liebenswerter Mensch und du bist eine große Tochter Österreichs und Europas. Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren. Ich bin stolz, dich gekannt zu haben."
"Bereitschaft zum Miteinander"
Anschließend musiziert Timna Brauer mit ihrer Band als Vertreterin der jüdischen Gemeinde - im Gedenken an Barbara Prammer. Kanzler Werner Faymann lobt in seiner Rede das Engagement Prammers in der Sozialdemokratie, vor allem aber ihre Bereitschaft zum Miteinander in der Politik: "Demokratie, Menschenrechte und solidarisches Miteinander waren für Barbara Prammer als Basis für unser Zusammenleben unumstößliche Prinzipien: Barbara Prammer war also nicht nur eine Kämpferin für die Gleichstellung der Frau, ganz genauso stark war ihr Eintreten für ein Miteinander in unserer Gesellschaft: Gegen Verhetzung, Rassismus und Antisemitismus da gab es keine Kompromissbereitschaft."
"Lob, Anerkennung und Zustimmung"
Als Letzter spricht Bundespräsident Heinz Fischer, ebenfalls ein langjähriger Weggefährte und Freund Prammers. Er betont das große Vermächtnis der verstorbenen Nationalratspräsidentin: "Mit Freude und Genugtuung konnte man seit dem Tod Barbara Prammers feststellen, wieviel Lob, Anerkennnug, Zustimmung sie in der Öffentlichkeit und auch von den Medien posthum verdienterweise erhalten hat. Und ich kann in diesem Zusammenhang den Gedanken nicht verdrängen, wie sehr sich Barbara über einen kleinen Bruchteil dieses Lobes zu Lebzeiten gefreut hätte, wenn sie das noch hätte hören und lesen können."
Ehe ein Trompeter den Zapfenstreich spielt, wird der Sarg der Verstorbenen zu den Klängen der Bundeshymne abgetragen.