Sozialpartner bedingt für Teilzeitkrankenstand

Teilzeit-Arbeiten im Krankenstand oder Teilzeit-Krankenstand - an einem entsprechenden Modell arbeitet jetzt auch das Sozialministerium gemeinsam mit den Sozialpartnern. Im Morgenjournal wurde bereits über internationale Modelle berichtet. Die Sozialpartner stehen dem im Wesentlichen positiv gegenüber.

Mittagsjournal, 11.8.2014

Arbeitnehmer zu sehr unter Druck

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die lange krank waren, sollten bessere Chancen bekommen. Denn dahingehend bestehe Handlungsbedarf, sagt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Laut ihm funktioniere der Wiedereinstieg im Moment lediglich nur nach dem "Alles-oder-Nichts-Prinzip", was nicht optimal sei. Von einer Vereinbarkeit von Beruf und Krankheit will Achitz aber nicht sprechen. Denn arbeiten sei im Falle einer Krankheit nicht unbedingt förderlich und würde die Genesung nur hinauszögern.

Einen sanften Wiedereinstieg nach schweren Krankheiten wie etwa Krebs fordert auch Sozialexperte Christoph Klein von der Arbeiterkammer. Druck auf die Betroffenen dürfe es dabei aber nicht geben. Der systematische Teilkrankenstand, der von manchen Wirtschaftskreisen gewünscht werden würde, ist seiner Ansicht nach nicht zielführend. Dieser würde Arbeitnehmer nur zusätzlich unter Druck setzen. Als Lösungsansatz schlägt Klein vor, dass eine Gesundschreibung und der damit verbundene Wiedereinstieg bei voller Bezahlung nur unter medizinischen Auflagen erfolgen könne. Spezialisierte Mediziner sollten in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen behandelten Arzt festlegen, unter welchen Voraussetzungen die Arbeit wieder aufgenommen werden dürfte. So könnten laut dem Experten Betroffene stunden- oder tageweise wieder anfangen. Gedeckt sein solle das durch die ohnehin langen Entgeltfortzahlungen oder, sofern diese schon ausgelaufen sind, durch die Betriebe selbst, die dafür allerdings eine Förderungen bekommen müssten.

Mehr Unterstützung für Unternehmen

Auch für Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer besteht die wesentliche Frage darin, wie man Betriebe bei der Eingliederung effektiv unterstützen kann. Denn die meisten der in den Beruf wiedereintretenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden nicht sofort als vollwertige Arbeitskräfte eingesetzt werden, sondern vielfach nur in Teilbereichen. Hilfe müsse dafür zunächst vom Staat kommen. Teilkrankenstände verteidigt der Experte, denn die Gesundheit dürfe seiner Ansicht nach natürlich nicht belastet werden. Derzeit könnten Ärzte nur "schwarz oder weiß, also krank oder gesund entscheiden, obwohl es sehr viel dazwischen gibt", so Gleitsman. Dabei müssten allerdings auch die Karrierechancen der Betroffenen gewahrt werden, von der Wiedereingliederung bis zum Teilkrankenstand.

Im Herbst werden die Gespräche von Sozialpartnern und Sozialministerium in die heiße Phase gehen. Minister Rudolf Hundstorfer, SPÖ, war für eine Stellungnahme urlaubsbedingt nicht erreichbar.