Exporte nach Russland über Umwege?
Russland hat als Reaktion auf EU-Sanktionen mit einem Importstopp für Lebensmittel aus der Europäischen Union reagiert. Mit einem möglichen Ausweg aus diesem Exportverbot hat am Wochenende der frühere EU-Agrarkommissar Franz Fischler aufhorchen lassen: man könnte Agrar-Lieferungen über Drittländer abwickeln. Kann das tatsächlich funktionieren?
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.8.2014
Verbot über Drittlandgeschäft umgehen
Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte im Wert von rund 240 Millionen Euro hat Österreich im Vorjahr nach Russland exportiert. Nun gilt ein Importstopp. Einen möglichen Ausweg hat der frühere Landwirtschaftsminister und EU-Agrarkommissar Franz Fischler bereits am Samstag im Österreich-1-Mittagsjournal beschrieben. In solchen Fällen, berichtete er, würde vielfach so vorgegangen werden, dass heimische Produkte in ein anderes Ausland exportiert werden und von dort aus ein Drittel des Geschäfts über eine eigene Firma nach Russland abgewickelt werden könnte. "Auf diese Weise wird das Problem deutlich reduziert", so Fischler. Derartige Drittlandgeschäfte über die Schweiz oder Balkanländer seien durchaus legal.
Kreativität stets bewährt
Das sieht auch der Geschäftsführer der AMA Marketing, Michael Blass, so. "Je kritischer die Situationen sind, desto kreativer werden Menschen." Das habe sich auch in der Vergangenheit häufig bewährt, womit ein Umweg über Drittländer eine solche kreative Lösung wäre, sagt Blass. Sofern Russland das Embargo so interpretiert, dass Lieferungen aus Drittländern nicht unter die Sanktionen fallen, dann stünde ein derartiger Weg durchaus offen. Allerdings müsste dem nicht nur Moskau sondern auch Brüssel zustimmen, sagt der AMA-Marketing-Chef. Voraussetzung dafür sei lediglich die Einigung aller Beteiligten, auf diese Art den russischen Markt trotz Einfuhrverbot dennoch zu bedienen.
Anders sieht das der Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Milchverarbeiter, Johann Költringer. Es sei nicht einfach, EU-Produkte über Drittländer nach Russland zu schleusen. Die Ware könne nicht einfach umetikettiert und über ein anderes Land nach Russland gebracht werden, legt er seinen Standpunkt dar. Denn entsprechend der russischen Importbestimmungen müssen Vorlieferanten immer spezifiziert werden. Költringer hofft, dass Russland das Importverbot bald wieder aufhebt, denn das Überangebot drücke auf die Preise in der EU.
AMA-Marketing-Chef Blass vermutet, dass bereits jetzt an einer politischen Lösung gearbeitet werde, denn Sanktionen schaden immer beide Seiten. "Der Weg, den der frühere Kommissar Fischler aufgezeigt hat, wäre ein möglicher Weg."