Russisches Importverbot und die Folgen
Russland hat gestern erstmals offiziell von Gegensanktionen gegen den Westen gesprochen und ganze Branchen und die gesamte EU einbezogen. Die Verbotsliste reicht von Milch über Obst und Gemüse bis hin zum Fleisch. Österreichs Bauern haben bereits ihre Forderung nach Ausgleichszahlungen deponiert, und auch in anderen Bereichen macht man sich Sorgen, wenn ein großer Absatzmarkt auf einmal wegbricht.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 8.8.2014
Für Konsumenten nicht unbedingt billiger
Die Sanktionen haben eine neue Dimension. Bisher hat Russland offiziell Hygienemängel oder Gesundheitsrisiken als Grund für Importverbote angegeben. Indem holländische Tomaten oder polnische Tomaten nicht mehr geliefert werden durften, hat man bereits gesehen, was das für den europäischen Markt bedeutet, sagt Gerald König vom Gemüseproduzenten LGV: "Die Preise sind bereits verfallen. Sie sind 50 Prozent unterm Vorjahr und jetzt werden die Preise noch mehr fallen." Für die Konsumenten muss das aber nicht automatisch bedeuten, dass es billiger wird. Das liegt am Lebensmittelhandel.
Wohin mit dem Speck?
Im Bereich Schweinefleisch sieht man, wie wichtig der russische Markt sein kann. Das Schweinefleisch, das Österreich liefert, ist ein spezielles, man wird es anderswo nicht los, sagt Hans Schlederer von der Schweinebörse: "Man isst dort fettere Produkte. Das hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem umfangreichen Geschäft ausgebaut. Man kauft fette Abschnitte vom Schwein wie Rückenspeck, Innereienfett, Goderfleisch - das sind alles Produkte, die auf dem europäischen Markt nicht wirklich gut absetzbar sind." Den Verlust beziffert man mit zehn Euro pro Schlachtschwein bzw. einer Million Euro pro Woche für die Schweinebauern.
Die Agrar- und Lebensmittel-Exporte von Österreich nach Russland lagen im Vorjahr bei 238 Millionen Euro und würden sich durch die Sanktionen wohl halbieren, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Moskau, Dietmar Fellner. Betroffenen Firmen könne man derzeit nur bedingt etwas raten, sie müssten sich vorübergehend mit Ersatzmärkten anfreunden oder Produktionen zurückfahren.
Planen kann man derzeit wenig, sagt auch Gerald König vom Gemüseproduzenten LGV. Denn der Druck innerhalb Europas wird größer, wenn der Absatzmarkt kleiner wird. Die spanischen Gärtner haben ihre Produkte für den Winter bereits gesetzt. Die griechischen Obst- und Gemüsebauern sagen, dass sie nun Waren im Wert von 600 Millionen Euro nicht los werden und wollen dafür entschädigt werden.