Russen bleiben vorerst gelassen
Das Importverbot für Fleisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse aus dem Westen hat auch Folgen für die russische Bevölkerung. Schließlich kommen rund vierzig Prozent der russischen Lebensmittel aus dem Ausland. Doch der Großteil der Bevölkerung nimmt die Entscheidung Putins - noch - gelassen hin.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 8.8.2014
"Unterstütze alle Schritte Putins"
Ein Supermarkt der Extraklasse im Zentrum von Moskau. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt - französischen Käse, Birnen aus Italien, Steaks aus den USA. Doch auch die Preise hier gehören der Extraklasse an - ein Viertel Kilo vom österreichischen Käse kostet acht Euro, ein Liter von der italienischer Milch sechs Euro. Ein Herr Mitte dreißig lässt mich in seine Einkaufstasche schauen. Die Milch ist aus Russland, alles andere aus dem Ausland. Dass er einiges davon bald nicht mehr kaufen kann, gefällt ihm nicht gerade: "Ich habe das Gefühl, dass wir in die Sowjetzeit zurückkehren, wo bestimmte Produkte verboten waren." Und doch scheint er mit der Politik seines Landes einverstanden zu sein: "Ich war früher nicht für Putin, aber nach alldem, was jetzt auf der Welt passiert und wie sich jetzt die EU gegenüber Russland verhält, unterstütze ich eigentlich alle Schritte Putins."
Importware ohnehin viel teurer
Ein paar hundert Meter weiter befindet sich ein ganz anderes Geschäft mit ganz anderen Waren und ganz anderen Preisen. Ein Viertel Kilo vom russischen Käse kostet hier nur 1,75 Euro, nur ein Fünftel des Preises im anderen Geschäft. In einem großen Raum gibt es hier einzelne Theken, ähnlich wie in einer Markthalle - an einer werden Milchprodukte verkauft, an der anderen Fleisch an der dritten Obst und Gemüse. In der Sowjetunion gab es viele Geschäfte dieser Art. "Zum Glück kommen alle meine Waren schon aus Russland", meint die stark geschminkte Dame hinterm Obststand. "Aus Rostov, aus Krasnodar.“ Dass es bald weniger ausländische Produkte gibt, berührt sie nicht, das könne sie sich ohnehin nicht leisten, erzählt sie uns, während sie die Erdäpfel für ihren Kunden einpackt: "Ja, vielleicht hätte ich auch ganz gern mal Käse aus Neuseeland. Aber das ist alles so teuer. Unsere Gehälter und Pensionen sind niedrig."
Auch die Käufer scheint ein Importstopp von bestimmten Waren nur wenig zu beunruhigen: "Man muss sowieso die russischen Erzeuger unterstützen, wir leben ja in Russland," meint eine andere. "Wahrscheinlich wird es nicht so einfach werden", findet eine weitere Dame, "aber ich glaube, wir müssen einfach unsere Wirtschaft wieder auf Vordermann bringen. Wir werden schon nicht untergehen.“
Ein Großteil der Bevölkerung steht im Moment hinter Wladimir Putin. Für seine Politik scheinen die meisten auch bereit zu sein, Entbehrungen hinzunehmen.