Movies in Wonderland

Am 13. August startet das Architekturfilmfestival Movies in Wonderland, das heuer bereits zum zweiten Mal als Kooperation mit dem Architekturzentrum Wien und dem MuseumsQuartier-Filmfestival frame out durchgeführt wird. Eröffnungsfilm ist "Double Happiness" von Ella Raidel.

Im Anschluss an die Filme gibt es die Möglichkeit, mit den Regisseur/innen und Filmemacher/innen zu diskutieren.

Musiker spielen vor dem Modell eines Dorfplatzes

(c) ELLA RAIDEL

Kulturjournal, 12.08.2014

"Wonderland" ist eine Initiative österreichischer Architekten, die seit ihrer Gründung 2002 zu einem internationalen Netzwerk angewachsen ist. Neben Ausstellungen und Laboratorien gehören Filmscreenings zu ihren Aktivitäten, erklärt Kuratorin Marlene Rutzendorfer:

"Movies in Wonderland ist ein internationales Architekturfilmfestival, das seit 2012 quer durch Europa wandert. Wir bespielen die unterschiedlichsten Orte: eine leerstehende Fabrikshalle wie gerade in Kiew, neugebaute U-Bahn-Stationen oder öffentliche Plätze wie hier im MuseumsQuartier."

Architecture with or without Architects

Marlene Rutzendorfer hat das Filmprogramm gemeinsam mit dem Architekturzentrum Wien zusammengestellt, das als Gastgeber der Screenings fungiert. Das Motto heißt heuer - in Anlehnung an das Buch und die Ausstellung "Architektur ohne Architekten" von Bernard Rudofsky von 1964 - "Architecture with or without Architects". Es geht um die Rolle der Architektinnen in der heutigen Gesellschaft, aber auch um anonyme Architektur.

Das Programm

Der Eröffnungsfilm "Double Happiness" handelt von einer Reißbrettstadt in der Nähe der Freien Wirtschaftszone Shenzhen, deren Attraktion eine maßstabgetreue Kopie des Ortskerns von Hallstatt im Salzkammergut ist. Die alpenländische Idylle soll der neuen Stadt Identität verleihen und zum Zuzug animieren.

Gespannt wird der Bogen von der Hallstatt-Kopie "Double Happiness" über unterschiedliche Portraits, zu dem Architekturfotografen Lucien Hervé, der vor allem für Le Corbusier gearbeitet hat, weiters zur Architektin Lina Bo Bardi bis hin zu "Gran Horizonte" von Urban Think Tank.

Benachteiligten helfen

Urban Think Tank ist ein interdisziplinäres Design Studio mit Sitz in Zürich und Zweigstellen in Sao Paulo und Caracas, das sein Arbeitsfeld inmitten der ärmsten Gesellschaftsgruppen sieht. Durch punktuelle, mit den Bewohner/innen erarbeitete Maßnahmen, werden Wohnsituation und Infrastruktur verbessert. Das veranschaulicht der Kurzfilm "Empower Shack", der in einem Slum von Kapstadt entstanden ist.

Marlene Rutzendorfer: "Da geht es darum, dass man eine bestehende Struktur und ein Township nicht komplett verändert. Ein Wohnhaus wird zum Beispiel über eine gemeinsam entwickelte Struktur baulich so verbessert, dass es nicht mehr durch Überschwemmungen gefährdet wird. So kann man durch kleine Maßnahmen die Verhältnisse für die Leute verbessern."

Wie machen sich Architekten nützlich?

Das Programm von Movies in Wonderland geht darüber hinaus, die Notwendigkeit von Architektur zu hinterfragen - es bietet konkrete Anschauungsbeispiele, wie sich Architekten und Architektinnen nützlich machen können. Ein weiteres Beispiel ist der Film "Citizen Architect" über das von Samuel Mockbee gegründete Rural Studio, eine Architekturschule in Alabama, die vor allem soziale Verantwortung und Praxisnähe vermittelt.

Die Rolle des Architekten hat sich gewandelt, meint Marlene Rutzendorfer, das Ideal ist für viele junge Architekt/innen nun nicht mehr, Bürotürme in Dubai zu bauen, sondern mit ihrem Fachwissen das Leben von benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Im Filmprogramm von Movies in Wonderland sind dafür einige einfache und doch beeindruckende Beispiele enthalten.

Service

Movies in Wonderland

Movies in Wonderland findet ab 13. August jeden Mittwoch, Freitag und Samstag im Staatsratshof des Wiener MuseumsQuartiers statt. Im Anschluss an die Filme gibt es die Möglichkeit, mit den Regisseuren und Filmemacherinnen zu diskutieren.