Schottland bald atomwaffenfrei?

In einem Monat findet in Schottland das Referendum über die Unabhängigkeit statt. Die Auswirkungen einer Abspaltung Schottlands wären vielfältig - auch für das Militär. Das Königliche Institut der Vereinigten Streitkräfte, kurz RUSI, hat nun eine Studie zur Verlagerung der Trident Atom-U-Boote von Schottland nach England vorgelegt. Denn die schottische Regierung hatte angekündigt, im Falle eines "Ja" bei dem Referendum Schottland atomwaffenfrei zu machen. Laut RUSI wäre die Verlagerung zwar schwierig, aber technisch möglich und nicht so teuer wie bisher angenommen.

Morgenjournal, 16. August 2014

Waffen sind aus moralischen Gründen abzulehnen

Die britischen Atomwaffen sind als Teil des seegestützten Kampfsystems Trident auf die schottischen Stützpunkte Coulport und Clyde konzentriert. Geht die Volksabstimmung in Schottland mit Ja aus, müssten die Atom-U-Boote schottisches Gebiet verlassen. Denn die schottische Regierung lehnt Atomwaffen aus moralischen und wirtschaftlichen Gründen ab, die notwendige Erneuerung der Atom-U-Boote würde in Zukunft mehr als 125 Milliarden Euro kosten, dieses Geld könne anders besser eingesetzt werden. Der oberste Befehlshaber der britischen Marine hingegen, Admiral George Zambellas, warnt vor dem Verlust von tausenden Arbeitsplätzen im Verteidigungsbereich. Durch die Abspaltung Schottlands von England würde die Marine in beiden Ländern nicht mehr ordentlich funktionieren.

Die Studie des Königlichen Instituts der Vereinigten Streitkräfte, RUSI, kommt zu einer optimistischeren Schlussfolgerung. Es gebe mögliche neue Standorte in Südengland und Wales. Eine Verlagerung wäre laut RUSI finanziell und technisch möglich. Die Kosten zum Erhalt der Flotte in England werden auf zusätzliche drei bis vier Milliarden Euro geschätzt. Das ist wesentlich weniger als die bisher prognostizierten 25 bis 30 Milliarden Euro. Die Verlagerung würde allerdings zehn Jahre dauern, heißt es in der Studie.

NATO-Mitgliedschaft versus Atomwaffenverbot

Angus Robertson, Verteidigungssprecher der schottischen Regierung sagt, der Zeitpunkt des Abzugs der Atomwaffen aus einem unabhängigen Schottland sei nicht verhandelbar, sie müssten bis zum Ende der ersten Legislaturperiode der neuen schottischen Regierung verlagert werden.

Philipps O´Brien vom Scottish Centre for War Studies meint, diese Haltung würde keinen Sinne ergeben. Die Regierung sollte Trident in den Verhandlungen nutzen, schließlich ginge es dabei auch darum, das Pfund zu behalten und NATO-Mitglied zu bleiben. Militärexperten bezweifeln hingegen, ob ein unabhängiges Schottland NATO-Mitglied sein kann, wenn es das Atomwaffenverbot aufrechterhält. Eine von vielen Fragen, die erst beantwortet werden kann, wenn sich die Schotten an der Urne entschieden haben.