Jesiden rufen um Hilfe
"Unser Volk braucht Eure Hilfe" - mit diesem Appell haben sich heute Vertreter der Jesiden in Österreich zu Wort gemeldet. Die religiöse Minderheit wird im Irak von der Terrororganisation Islamischer Staat verfolgt und vertrieben. Jesiden in Europa fordern, dass die EU mehr hilft. Besonders Frauen und Kinder würden systematisch vergewaltigt und dann verkauft.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.8.2014
Vergewaltigt, verkauft, ermordet
Die Lage der Jesiden im Irak ist weiterhin dramatisch - wer der IS-Miliz im Irak nicht gehorcht und zum Islam konvertiert, dem werde der Kopf abgeschlagen oder er werde lebendig begraben, sagt Sandos Solamen, Obfrau der Jesiden in Österreich. Tausende Frauen würden als Sex-Sklavinnen verkauft. "Derzeit sind tausende Frauen in einem Gefängnis namens Badusch in der Nähe von Mossul eingesperrt. Sie werden dort vergewaltigt und einige werden in Mossul verkauft." Und zwar um acht Euro auf einem mittlerweile dafür bekannten Markt. Auch Kinder werden nach Saudi-Arabien und Katar verkauft, sagt Sandos Solamen.
Appell um Hilfe und Untersuchung
Seit dem 2. August leiden die Jesiden unter einem Völkermord, sagt Alo Schwan, Jesiden-Vertreter aus Deutschland, mehr als 200.000 seien schon geflüchtet. Europa müsse mehr tun, um die Jesiden im Irak zu retten, sagt er und präsentiert auch Forderungen an den österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann: "Wir bitten um humanitäre Hilfe, Aufnahme von Jesiden auch in Österreich, Einrichtung einer Schutzzone in den wichtigsten Siedlungsgebieten und um eine internationale Untersuchung der letzten Vorfälle und eine Analyse des Völkermords."
"Wir Jesiden sind eine friedliche Religion", betonen ihre Vertreter heute - "wir wollen nicht missionieren, für Muslime gelten wir aber als ungläubig". Raschid Masoud, ein junger Jeside aus Deutschland, erzählt, dass auch zwei seiner Cousinen vor kurzem von den IS-Truppen entführt wurden. "Mein Schwager ist auch dabei, seit zwei Wochen haben wir nicht richtig gegessen. Meine Mama liegt seit vier Tagen im Krankenhaus." Raschid Masoud fordert junge Muslime in Europa auf, sich von der Islamisten zu distanzieren: "Warum gehen die nicht auf die Straße und demonstrieren: Leute, wir haben mit ISIS nichts zu tun. Warum klärt ihr die Leute nicht auf?" Alle Staaten müssten nun helfen, fordern die Jesiden-Vertreter - vor allem Europa.
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