IS rekrutiert in Großbritannien

Nach der Veröffentlichung des Videos, das die Enthauptung des US-Journalisten James Foley durch die IS-Terrormiliz zeigt, suchen Scotland Yard und der britische Geheimdienst nach der Identität des Täters. Der maskierte Mann im Video sprach mit britischem Akzent, bevor er Foley enthauptete. Laut Aussagen freigelassener Geiseln soll er der Chef einer Gruppe britischer Dschihadisten innerhalb von IS sein.

Die Regierung von Premierminister David Cameron steht unter Druck, stärker gegen britische Muslime vorzugehen, die von IS rekrutiert werden. Nach Angaben von Scotland Yard kämpfen 400 bis 500 Muslime mit britischem Pass in Syrien und im Irak an der Seite der sunnitischen Terrormiliz. Die Hälfte davon stammt aus London.

Morgenjournal, 22.8.2014

"Keine Strategie gegen Extremismus"

In einem Rekrutierungsvideo erklären die IS Terroristen, dass sich unter anderem Brüder aus Großbritannien dem Dschihad angeschlossen haben. Scotland-Yard-Chef Bernhard Hogan Howe schätzt in einem BBC-Radio-Interview, bis zu 500 britische Muslime seien rekrutiert worden, die Hälfte davon stamme vermutlich aus London.

Die Radikalisierung britischer Muslime findet im Internet statt, die sunnitische Terrormiliz ruft auf sozialen Netzwerkseiten auf, sich dem Kampf für die Errichtung eines islamischen Staates anzuschließen. Haras Rafiq von der Quilliam Foundation, einer Denkfabrik zur Bekämpfung von Extremismus, kritisiert, die britische Regierung habe keine Strategie, der Entwicklung entgegenzuwirken und zu verhindern, dass Extremismus gewalttätige Formen annehme.

Cameron gegen Offensive

Premierminister David Cameron hat seinen Urlaub vorzeitig abgebrochen und einen Krisenstab einberufen. Großbritannien müsse radikalisierte Muslime daran hindern, sich der Terrormiliz anzuschließen, ihre Pässe einziehen und die Täter vor Gericht bringen, so Cameron. Er schließt nach wie vor eine britische Offensive gegen die Terroristen des "Islamischen Staates" aus, Großbritannien sei aber bereit, Waffen bereit zu stellen, sagte Cameron. BBC-Sicherheitsexperte Frank Gardner sagt, die britische Regierung befinde sich in einem Dilemma. Sie müsse einerseits die krebsartige Ausbreitung des Islamischen Staates stoppen, sogar Al Kaida habe die Brutalität verurteilt. Andererseits drohe die Gefahr eines neuen Krieges, und das wäre die ideale Voraussetzung für IS, Muslime in Großbritannien zu rekrutieren.