Ambulanzen: Konzept für neue Strukturen

Ein Mann reißt sich eine Sehne im Finger. Die erste Ambulanz, die er aufsucht, ist heillos überfüllt. Mindestens 5 Stunden Wartezeit heißt es in Mödling. In Baden ist die chirurgische Ambulanz ab Mittag geschlossen. Im Krankenhaus in Wiener Neustadt wird der Mann schließlich versorgt. Kein Einzelfall, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger. Er fordert, dass endlich umgesetzt wird, was seit langem diskutiert wird, nämlich dass Patienten auch am Abend und am Wochenende zum Arzt im niedergelassenen Bereich gehen können.

Mittagsjournal, 30.08.2014

Unzumutbare Wartezeiten

Überlastete Ambulanzen sind schon lange Alltag in Österreich. Vor allem am Abend ist es schwierig eine Ordination zu finden, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger: "Wir wissen aus vielen Untersuchungen und Studien, dass etwa 50 bis 60 Prozent der Selbstzuweiser in den Ambulanzen diese Infrastruktur des Krankenhauses gar nicht brauchen, sondern genauso gut fachlich auch im niedergelassenen Bereich versorgt werden könnten." Für die restlichen 50 Prozent, die die Ambulanz wriklich brauchen, führe das zu unzumutbaren Wartezeiten.

Konzept für Primäreinrichtungen

Abhilfe könnten sogenannte Primärversorgungszentren schaffen, für die seit Ende Juni ein Konzept am Tisch liegt. Statt der einzelnen Hausarztordination soll es ein Team geben: "Diese besteht natürlich aus dem Allgemeinmediziner, dann aus Gesundheits-und Krankenpflege und dann eine Zusatzkraft, die für Assistenz da ist. Das ist aber wirklich nur das Kernteam, das wird auch ergänzt durch andere Berufsgruppen: Apotheker, Physiotherapeuten, Fachärzte etc. Das heißt, es wir ähnlich wie in den Ambulanzen auch ein Fächer von Berufsgruppen im niedergelassenen Bereich für die Patienten zur Verfügung stehen." Die neuen Primärversorgungseinrichtungen sollen dann auch wesentlich längere Öffnungszeiten anbieten, sowohl an den Abenden, Wochenenden und Feiertagen. In Sshweden, Finnland und den Niederlanden habe sich dieses System bewährt, so Bachinger. Österreich hinke Jahrzehnte hinterher.

Pilotprojekte in den Bundesländern

Der Appell des Patientenanwalts gilt der designierten GEsundheitsministerin Sabine Oberhauser: "Das, was wir jetzt in den letzten Monaten gemeinsam mit verschiedenen Entscheidungsträgern des Gesundheitswesens entwickelt haben, ist nach wie vor Papier. Es ist notwendig in den folgenden Detailverhandlungen diese Profil der Primärversorgungseinrichtungen zu schärfen, und es geht vor allem darum, dass in den Bundesländern möglichst rasch Pilotprojekte augesetzt werden, damit man diese vollkommen neuen Strukturen für Österreich auch einmal testen kann."

Tele-medizinische Dienste

Dass Patienten auf der Suche nach der richtigen Anlaufstelle nicht herumirren müssen, soll es künftig auch sogenannte T-Web-Dienste geben, so Bachinger: "Das heißt, dort wird die Möglichkeit bestehen, dass ich als Patient rund um die Uhr 7 Tage die Woche anrufe, und von fachlich versierten Personen auch beraten werde, mein Problem schildern kann und dort dann auch an die richtige Stelle gewiesen wird, die für mich mit meinem gesundheitlichen Problem die fachlich richtige Stelle ist." In der Schweiz habe man mit solchen tele-medizinischen Diensten gute Erfahrungen gemacht. Dort könnte Patienten auch Organisatorisches abgenommen werden, um Wartezeiten zu verkürzen.