Bibelkommentar zu 1 Korinther 3,(5-8)9-15

Kaum eine Gestalt hat die Entwicklung der frühen Christenheit so geprägt wie der Apostel Paulus. Binnen weniger Jahre gründete er auf seinen weiten Missionsreisen viele christliche Gemeinden. Seine Briefe an die Gemeinden haben Eingang gefunden ins Neue Testament.

Wohl um das Jahr 50 nach Christus kam Paulus in die Hafenstadt Korinth: eine römische Provinzhauptstadt, multikulturell und multireligiös. Paulus gelingt es, überzeugend „das Evangelium“ zu verkünden: er gründet eine christliche Gemeinde. Der Kontakt mit der Gemeinde in Korinth bleibt: Reger Briefverkehr, Fragen und Antworten, Grüße und Wünsche halten die Verbindung aufrecht.

Andere haben nach Paulus in der Gemeinde Verantwortung übernommen, predigen, taufen und begleiten die Gemeindemitglieder. Paulus erfährt, dass es in der Gemeinde Streitereien gibt, Gruppen haben sich gebildet, Spaltungen drohen. In seinem 1. Brief an die Korinther nimmt Paulus daher zu konkreten Anfragen Stellung, geht aber auch auf die Streitigkeiten ein. Er mahnt, den Blick auf das Wesentliche zu bewahren und nicht zu vergessen, dass sie alle in Jesus Christus verbunden, ja eins sind.

Nicht er, Paulus, und auch nicht eine andere prägende Gestalt der Gemeinde in Korinth, die nach ihm aufgetreten ist – etwa ein gewisser Apollos – stehen schließlich im Zentrum des Glaubens. Er, Paulus, mag zwar die Gemeinde gegründet und somit eine besondere Rolle gespielt haben, aber es kommt nicht auf ihn an. Andere sind nach ihm gekommen und weitere werden kommen. Unverrückbares Fundament der Gemeinde, unverrückbares Fundament des Glaubens der Christen in Korinth – und nicht nur in Korinth! – ist Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene. Paulus, der Menschen verschiedenster Prägung und gesellschaftlicher Stellung in seinen Gemeinden integrierte, hat kompromisslos stets am Herzstück des Glaubens festgehalten, am „Wort vom Kreuz“ (1 Kor 1, 18), wie er an anderer Stelle im 1. Korintherbrief formuliert.

Mit anschaulichen Bildern, zunächst aus der Landwirtschaft, dann aber vom Hausbau, macht Paulus deutlich, dass er wie auch Apollos nur „Mitarbeiter Gottes“ sind. Gott war es, der es Paulus überhaupt erst ermöglichte, den Grundstein zur Gemeinde in Korinth zu legen. Aber: Der eigentliche Grundstein der Christen ist längst ein für alle Mal gelegt in Sendung, Tod und Auferstehung Jesu. Da mögen dann andere getrost die Gemeinde weiterbauen, das Fundament ist unverrückbar. Ob die gewählten Baumaterialien dann wirklich geeignet und von Bestand sind, sollen nicht die Korinther, nicht Menschen, beurteilen. Gott selbst wird einst prüfen, ob die Mitarbeit in der Gemeinde deren Aufbau wirklich förderlich war oder nicht.

Doch – Gottes Gnade, die Paulus zum Apostel machte, gilt selbst denen, die mit unzureichenden Mitteln in der Gemeinde letztlich vergeblich mitwirken. Es kommt nicht auf die Boten an, so ließe sich die Mahnung des Paulus an die Korinther formulieren, sondern allein auf die Botschaft!