"NATO neu" nach Gipfel in Wales?
Beim NATO-Gipfel in Wales war ja vor allem Russland Thema gewesen. Die NATO-Vertreter sprechen von einem historischen Gipfel, weil es nach dem Ende des Kalten Krieges eine der wichtigsten Umorientierungen des westlichen Bündnisses gibt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 6.9.2014
"Auf Kerngeschäft besonnen"
Die "NATO neu" sollte der Gipfel in Wales begründen. Nach dem bevorstehenden Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan mit Jahresende war das das große Ziel. In der Konfrontation mit Russland in der Ukrainekrise sei dieser Weg tatsächlich beschritten, argumentierte der Außenpolitikexperte und Chef der Denkfabrik Carnegie Europe, Jan Techau, im Ö1-Morgenjournal. "Die NATO hat sich auf was besonnen, was ihr Kerngeschäft ist - das hatte man in den letzten 15, 20 Jahren ein bisschen vergessen - nämlich diese territoriale Verteidigung", so Techau.
Der geplante Aufbau einer raschen NATO-Eingreiftruppe soll vor allem dem Baltikum und anderen osteuropäischen NATO-Staaten die Sicherheit geben, dass das Bündnis im Notfall auch tatsächlich zur Verteidigung aller Mitglieder bereit ist.
"NATO kann schnell eingreifen"
Das Comeback des Atlantischen Bündnisses zeigt sich auch in der Annäherung der blockfreien skandinavischen Staaten. Im Rahmen des Gipfels in Wales haben die traditionell neutralen Staaten Schweden und Finnland vorsorglich Verträge über Host National Status unterzeichnet, der es NATO-Soldaten im Krisen erlauben würde, sich an der Verteidigung der beiden Staaten zu beteiligen, die selbst aber nicht Mitglieder werden wollen.
Die Entwicklung der letzten Jahre habe gezeigt, dass die NATO relativ rasch auf Veränderungen der internationalen Situation reagiert, so Außenpolitikexperte Techau. Es seien Veränderungen in der NATO-Strategie, die bleiben werden, selbst dann, wenn der Waffenstillstand in der Ostukraine halten sollte, was allerdings viele in der NATO bezweifeln, betonte Techau.
Der nächste NATO-Gipfel in zwei Jahren wird in der polnischen Hauptstadt Warschau stattfinden. Eine symbolische Ortswahl, die ebenfalls die Schutzfunktion des Bündnisses auch für die östlichen Mitgliedsstaaten demonstrieren soll.