Schottland: Unabhängigkeit rückt näher

In Schottland haben bei Meinungsumfragen nun erstmals die Befürworter der Abspaltung von Großbritannien die Nase vorn. London versucht jetzt mit Kompromissen die Stimmung in Edinburgh noch zu ändern. In zehn Tagen stimmen dann die Schotten darüber ab, ob sie sich von Großbritannien unabhängig machen wollen.

Englische und schottische Fahne

(c) EPA, ARRIZABALAGA

Mittagsjournal, 8.9.2014

Kopf an Kopf Rennen

Es sind nicht so sehr die aktuellen Umfragezahlen, die in London Schockwellen ausgelöst haben. Da liegen die Befürworter der Unabhängigkeit zwar erstmals mit 51 zu 49 Prozent voran, aber das heißt nur, dass es ein knappes Ergebnis geben kann. Schockierend ist für die Gegner vielmehr der Verlauf. Bis vor einem Monat waren sie noch mit mehr als 22 Prozent voran, jetzt liegen sie nur noch Kopf an Kopf.

Wahlzuckerl für Schotten

Die Aufholjagd der Unabhängigkeits-Befürworter kommt überraschend, ist rasant und deutet auf einen Stimmungswechsel hin. Das lässt die Alarmglocken schrillen. Die britische Regierung hat deshalb ihren Schatzkanzler George Osborne ausgeschickt, um den Schotten ein weiteres Zuckerl anzubieten. Er verspricht ihnen wieder mehr Autonomierechte: „In den nächsten Tagen werden sie einen Aktionsplan sehen, der Schottland mehr Macht gibt. Er wird in Kraft treten, sobald es ein Nein zur Unabhängigkeit Schottlands gibt. Schottland bekommt damit viel Entscheidungsbefugnis ohne das Risiko der Abspaltung. Ich denke, das ist das Beste aus beiden Welten.“

"Nur Panik, um Ruder herumzureißen"

Schottlands Regierungschef Alex Salmond argumentiert, das hätte man Schottland schon lange anbieten können, hätte man es gewollt. Jetzt sei das nur noch Panik, um im letzten Moment das Ruder herumzureißen. „Das ist eine lächerliche Position eines Gegners in unendlichen Schwierigkeiten. Wir haben sie kalt erwischt. Wir bekommen eine neue Verfassung, wenn wir am 18. die Unabhängigkeit wählen“, meint der schottische Regierungschef Salmond.

„Das Herz sagt Ja, aber das Hirn Nein“

Bei einem Fußballspiel am Sonntag waren die Meinungen so geteilt, wie es die letzte Umfrage zeigt. „Das Herz sagt Ja, aber das Hirn Nein“, meint ein Mann. Eine Frau hingegen spricht sich gegen die Unabhängigkeit aus. „Wir sind stärker, wenn wir bleiben“, meint sie. Ein Mann ist wiederum für die Unabhängigkeit, weil er sich nicht von einer konservativen Regierung beherrschen lassen wolle, die die Schotten nicht gewählt haben.