Schweinebauern leiden unter Export-Stopp

Der Import-Stopp für EU-Lebensmittel nach Russland trifft auch die 26.000 heimischen Schweinebauern hart. Der Preis für Schlachtschweine ist seit Wochen auf Talfahrt und deckt kaum noch die Entstehungskosten. Jetzt wird der Ruf nach Exportstützungen immer lauter. Ein Hoffnungsmarkt könnte dafür Südamerika sein.

Mittagsjournal, 26. September 2014

Export-Stopp bedeutet Existenzbedrohung

Bisher war Russland ein verlässlicher Abnehmer von Schweinefleisch aus der EU, vor allem die fetteren Teile sind am russischen Markt begehrt. Doch Anfang August hat Moskau den Import von Lebensmitteln aus der EU gestoppt. Das hat teils dramatische Folgen für Bauern, insbesondere für Schweinebauern. Denn seit vier Wochen befinden sich die Preise für Schlachtschweine im freien Fall, sagt Johann Schlederer, Geschäftsführer der österreichischen Schweinebörse. Die Verluste, die derzeit bei Schweinebauern entstehen, würden langsam eine existenzielle Bedrohung darstellen.

Bei den Bauern macht sich Ratlosigkeit breit, sagt Schlederer, denn es dauert ein halbes Jahr, bis ein Schwein schlachreif ist. Rechnet man das halbe Jahr Trächtigkeit dazu, dauert der Schweinezyklus ein Jahr, eine rasche Anpassung an niedrigere Preise ist nicht möglich.

Neue Märkte erobern

180 Euro netto bekommt der Bauer normalerweise für ein Schlachtschwein, derzeit sind es um bis zu 40 Euro weniger. Das ist ein reines Verlustgeschäft, sagt Schlederer und fordert Hilfe von der EU-Kommission. Er beziffert den heurigen Schaden für die österreichischen Schweinebauern mit 50 Millionen Euro. Dies könne zwar durch keine Entlastungsmaßnahmen abgedeckt werden, doch es ist an der Zeit einen Akzent zu setzen, um der sich nach unten drehenden Preisspirale endlich ein Ende zu setzen, so Schlederer.

Das könnte schon beim informellen EU-Agrarministertreffen kommende Woche in Mailand geschehen. Einlagern kann man Schweinefleisch nur kurze Zeit, helfen würden Exportstützungen. Zumindest für jene Ware, die früher nach Russland exportiert wurde. Hier müsse die Kommission mindestens 0,50 Cent pro Kilogramm freisetzen, sodass die unverbrauchten Mengen irgendwo anders am Weltmarkt abgesetzt werden können, so Schlederer. Dies funktioniere nur, wenn man möglichst billig anbietet. Mögliche Absatzmärkte wären zum Beispiel Serbien, aber auch Asien und Südamerika, erklärt Schlederer. Denn Brasilien etwa liefere jetzt vermehrt nach Russland, wodurch die südamerikanischen Märkte derzeit weniger von Brasilien versorgt werden. Dass Schweinefleisch vernichtet wird um den Preis zu stützen, schließt Schlederer aus. Schweinefett könnte aber in der Industrie zu Schmiermittel oder Biotreibstoff verarbeitet werden.