Ebola-Angst in USA

In den USA steigt die Angst vor weiteren Ebola-Infektionen. Vergangene Woche ist in Texas der erste Ebola-Fall außerhalb Westafrikas aufgetreten – der Mann schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Gestern ist ein weiterer Ebola Patient in den USA angekommen. Der US-Kameramann hatte sich in Liberia mit dem Virus infiziert. Jetzt überlegen die USA weitere Sicherheitsmaßnahmen. Im Weißen Haus fand eine Krisensitzung statt.

Morgenjournal, 7.10.2014

"Es geht um nationale Sicherheit"

Alle sind sie gekommen, vom Außenminister bis zur Gesundheitsministerin, von den obersten Militärstrategen bis zu den wichtigsten Sicherheitsberatern. "Es geht hier um die nationale Sicherheit", sagt US-Präsident Barack Obama nach dem Krisengespräch im Weißen Haus. "Ebola ist ein tödliches Virus, das wir sehr ernst nehmen. Wir ergreifen jede Sicherheitsmaßnahme – aber ich möchte betonen, dass aufgrund unseres Weltklasse-Gesundheitssystems die Wahrscheinlichkeit einer Epidemie in den USA außergewöhnlich gering ist."

Doch das sehen nicht alle in Washington so – zahlreiche Politiker wie der demokratische Senator Charles Schumer sind seit dem ersten Ebola-Fall in den USA höchst alarmiert. Alleine in den vergangenen sechs Monaten sind mehr als 40.000 Menschen aus Westafrika in die USA gereist – das erfordere nun strenge Maßnahmen, sagt Schumer: "Wir wollen, dass diejenigen, die aus den Ebola-Hotspots in Westafrika in die USA reisen, besonders genau überprüft werden, dass ihre Temperatur gemessen wird, dass sie ausführlich untersucht werden und besonders genau befragt werden, ob sie Kontakt mit Infizierten hatten. Man kann nie vorsichtig genug sein, wenn es um Ebola geht."

Diskussion um Flugverbote

Andere Politiker fordern nun sogar, dass Flüge von und nach Westafrika eingestellt werden – doch das komme derzeit nicht in Frage, sagt Tom Frieden, der Chef der US-Seuchenschutzbehörde: "Wir überprüfen jeden Vorschlag, wie wir die Bevölkerung noch besser schützen können. Aber wir dürfen nichts tun, was das Gegenteil bewirken könnte. Wenn wir es mit Flugverboten schwerer machen, die Epidemie in Westafrika zu bekämpfen, erhöhen wir damit nur unser eigenes Risiko."

Trotzdem wurden an den vier größten Flughäfen in den USA die Kontrollen verschärft. In New York, Chicago und Washington könnten bald spezielle Sicherheitsscreenings durchgeführt werden. Die USA sind in Alarmbereitschaft – Die Tropenmedizinerin Susan McLellan warnt aber vor einer Panikmache: "Dieses Virus wird nicht übertragen, indem man an jemandem vorbeigeht, neben jemandem sitzt oder etwas berührt, das jemand anderer zuvor berührt hat – er wird nicht über die Luft übertragen, sondern nur über Körperflüssigkeiten."

Medikamente werden knapp

Trotzdem stocken die USA ihre Hilfe zur Bekämpfung von Ebola auf. Sie schicken mehr als 130 Katastrophen- und Seuchenschutzexperten und knapp 4.000 Militärangehörige in die Region, darunter auch speziell ausgebildete Beerdigungsteams. Im US-Kongress wird unterdessen darum gestritten, wie viel Geld die USA für den Kampf gegen Ebola zur Verfügung stellen wollen. Eine Milliarde Dollar will die Regierung haben – unter anderem, um mehr Geld in die Herstellung von Ebola-Medikamenten zu stecken.

Denn die sind nun bald aus, meldet die US-Gesundheitsbehörde. Der Ebola Patient in Texas, der seit einer Woche das Land in Atem hält, wird laut seinen Ärzten nun mit einem neuen Medikament namens "Brincidofovir" behandelt, das derzeit noch getestet wird – denn das bisher verwendete Serum "ZMapp" ist mittlerweile aufgebraucht. Und das, sagen Kritiker, ist kein gutes Zeichen.