Geteilte Freude in Pakistan über Nobelpreisträgerin Malala

Als jüngste Friedensnobelpreisträgerin der Geschichte wurde gestern die 17-jährige Malala Yousafzai aus Pakistan gekürt. Seit sie 11 Jahre alt war, hat sie sich für Schulbildung für Mädchen in Pakistan eingesetzt und wurde deshalb von den Taliban verfolgt und angeschossen. Seit dem Attentat lebt Malala in Großbritannien. In Pakistan wurde ihre Ehrung mit großem Stolz aufgenommen. Doch kann der Friedensnobelpreis in Pakistan etwas verändern?

Malala

EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Morgenjournal, 11. Oktober 2014

Gute Nachricht für ganz Pakistan

Malala Yusafzai wurde von den Taliban niedergeschossen und ist trotzdem aufgestanden. Jetzt hat sie den Friedensnobelpreis gewonnen. Sie sei stolz auf sie, sagt eine Schülerin aus Malalas Heimat, dem Swattal, als die Nachricht gestern Pakistan erreicht. Auch Malalas ehemaliger Schulkollege Thesin freut sich. Das seien gute Nachrichten für das Swattal und ganz Pakistan, sagt er. In Islamabad bezeichnet Premierminister Nawaz Sharif Malala als Stolz Pakistans.

Doch Malala ist in Pakistan alles andere als unumstritten. Malala, die schon mit elf Jahren begann, sich öffentlich für Schulbildung einzusetzen, vor allem für Mädchen, ist in den letzten eineinhalb Jahren Anlass für kontroversielle Diskussionen in Pakistan gewesen, sagt Phillipp Kauppert, Büroleiter der Friedrich Ebertstiftung in Pakistan.

Verschwörung des Westens

Konservative und religiöse Gruppen vermuten hinter dem Mädchen eine Verschwörung, um Pakistan in einem schlechten Licht dar stehen zu lassen, meint Kauppert. Diese Gruppen könnten sich mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Malala darin bestätigt sehen, dass das Mädchen eine Marionette des Westens ist, die dazu verwendet werden soll, die pakistanische Gesellschaft zu verändern.

Doch gestärkt und bestätigt fühlen sich nun auf alle Fälle viele Organisationen und Individuen, die sich für Bildung und Menschenrechte in Pakistan einsetzen.

Veränderung in Bildungspolitik nicht zu erwarten

Kauppert erwartet, dass diese Personen jetzt Rückenwind bekommen und die internationale Aufmerksamkeit zu mehr Geldflüssen für Hilfsprojekte führt. Ob der Friedensnobelpreis die Bildungspolitik in Pakistan insgesamt nachhaltig beeinflussen kann, bezweifelt Kauppert allerdings.

Die Regierung sei zu schwach und fragmentiert. Sie habe nur wenig Einfluss, vor allem in einzelnen Provinzen und den Stammesgebieten, insbesondere in der Grenzregion zu Afghanistan, wo Malala herkommt, meint Kauppert. Das Bildungssystem sei sehr stark privatisiert, der Staat habe damit nur begrenzt Einfluss darauf. Auch wenn Pakistans Regierung Einfluss hätte, ist es laut Kauppert fraglich, ob es den politischen Willen für Veränderung gibt.

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