Frauen.Stimmen bei Salam.Orient

Heute Abend beginnt in Wien das dreiwöchige Festival für orientalische Musik und Kultur Salam.Orient. Einer der Programmschwerpunkte in diesem Jahr trägt den Titel "Frauen.Stimmen" und soll bewusst machen, dass in vielen orientalischen Gesellschaften Frauen nach wie vor von der öffentlichen Wahrnehmung ausgeschlossen bleiben.

Im Rahmen von Salam.Orient sind sechs junge Frauen aus dem Nahen und Mittleren Osten in Wien zu Gast, die bereits beachtliche internationale Erfolge feierten. Den Auftakt macht am Donnerstagabend die junge türkische Sängerin Cigdem Aslan, die in Großbritannien lebt und sich musikalisch der Volksmusiktradition des Rembetiko verschrieben hat.

Kulturjournal, 14.10.2014

Rembetiko - Blues der Ägäis

Als Blues der Ägäis wird das Rembetiko gerne bezeichnet. Es sind traditionelle Volkslieder aus Smyrna, dem heutigen Izmir, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts von Emigranten nach Griechenland mitgebracht wurden. "Das Rembetiko aus Smyrna erzählt die Geschichten von Menschen, denen es schwerfällt, einen Platz in der Gesellschaft zu finden", erzählt Cigdem Aslan, "Rembetiko, diese Musik der Unterschicht, wird vor allem mit Griechenland in Verbindung gebracht, aber es hat seine Wurzeln eigentlich der Türkei."

Botschaft gegen politische Gräben

Cigdem Aslan singt in beiden Sprachen. Auf ihrem Album finden sich Songs aus Izmir und Istanbul, Piräus und Athen. Sie zeugen von den kulturellen und musikalischen Gemeinsamkeiten, die beide Länder trotz der latenten Spannungen verbinden. "Diese Spannungen werden natürlich von der Politik genährt", so Aslan. Die Gefühle und Wunden seien auf beiden Seiten noch spürbar, "aber wir teilen doch so viele Dinge, darunter auch die Musik. Die Tatsache, dass heute viele Menschen gemeinsam singen und auftreten, gibt Hoffnung auf eine friedlichere Beziehung."

Mit dem Rembetiko-Singen hat Aslan, die in Istanbul Englische Literatur studierte, schon vor 15 Jahren begonnen. Die Wahl des Musikstils - der einst verpönten Musik der Unterschicht - und die Sprache ihrer Songs waren auch damals eine politisch motivierte Entscheidung, erinnert sie sich: "Unser Ziel war, die Diversität der Türkei und Anatoliens zu unterstreichen. Deshalb haben wir Lieder auf Griechisch, Armenisch, Kurdisch und Sephardisch gesungen. Wir hatten ein politisches Interesse, nämlich diesen Reichtum der Region zu unterstreichen."

Alte Texte im neuen musikalischen Gewand

Die Texte der alten Rembetika hat Aslan bewusst nicht verändert, nicht gefälliger oder moderner gemacht, sondern lediglich in ein frisches musikalisches Gewand gekleidet. Es ist eine Mischung aus orientalischem Maqam und westlichen Skalen. Mortissa, die Heldin im Titelsong, bezeichnet eine energische unabhängige Frau aus der Unterschicht, und auch sonst findet sich in den Liedern eine Reihe von starken Frauenfiguren. Zu hören ist Cigdem Aslan am 16. Oktober in der Sargfabrik.

Iranische Musik trifft Jazz

Am 25. Oktober gastiert die iranische Sängerin Golnar Shahyar mit ihrem Trio Sehrang, auf Deutsch "Dreifarbig", in der Brunnenpassage. Seit knapp zwei Jahren verbindet das Trio mit Gitarre, Gesang und Percussion iranische Musik mit Jazz und afrikanischen Elementen. Nun ist die erste CD der Formation erschienen. Der Titel "Dar Lahze" bedeutet "im Moment". Zu hören sind darauf neben klassischen iranischen Gedichten und traditionellen Liedern auch eigene Songs und Texte. Es sind Geschichten vom Suchen und Finden, poetische Momentaufnahmen oder traurig-melancholische Betrachtungen wie im Song "Khorshide Tariki", auf Deutsch "Die Sonne der Dunkelheit".

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