Alberto Giacometti im Leopold Museum
Das Leopold Museum in Wien präsentiert bis 26. Jänner eine große Giacometti-Ausstellung. Es ist erst die dritte in Wien - nach 1978 im 20er Haus und 1996 in der Kunsthalle am Karlsplatz. "Giacometti, Pionier der Moderne" lautet der Titel der Schau, die ein umfangreiches Bild des Schweizer Künstlers von seinen Anfängen bis zu seinem Spätwerk zeigt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 17.10.2014
Jeder kennt sie, die hochgeschossenen, filigranen Bronze-Figuren, die so typisch für Giacometti sind. Und doch hat er diese erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt. Davor hatte er u. a. eine kubistische Phase - dazu gibt es einen Saal in der Ausstellung mit wunderbaren Bronzen -, später wandte er sich den Surrealisten zu. Das war eine Berg- und Talfahrt mit André Breton und seiner Gruppe. Breton der ja dezidiert autoritär bestimmte, was surrealistisch sei und was nicht. 1935 wird Giacometti aus der Gruppe ausgeschlossen, erlebt dann eine zwölf Jahre dauernde Schaffenskrise und findet schließlich 1947 seinen Weg.
Ko-Kurator Philippe Büttner vom Kunsthaus Zürich: "Auf einmal ging es ihm nicht mehr um die Massigkeit des Leibes eines Menschen, sondern um den aufstrebenden Energiekern, den Elan vital, der den Körper aufrechterhält und schwerelos schreiten lässt. Und das ist ein entscheidender Moment in Albertos Werk. Es gelingt ihm dann, die Figuren kleiner werden zu lassen und er findet so die definitive Formulierung."
Giacometti spielt mit dem Raum, etwa der Tatsache, dass wenn eine Figur sich von Betrachter entfernt, sie kleiner wird. Später kommen dann sehr große stehende oder gehende Figuren dazu. Ausgangspunkt sind meist Zeichnungen, von denen ein breiter Querschnitt zu sehen ist.
Die Werke Giacomettis werden auch in Bezug zu Künstlerkollegen gestellt: Größen wie Picasso, Max Ernst, Mirò, Brancusi, Jackson Pollock oder Francis Bacon. In der Ausstellung werden auch Filme gezeigt, etwa eine 50 minütige Doku von Ernst Scheidegger, die den Künstler bei der Arbeit zeigt. Ergänzt wird die Schau mit zahlreichen Fotos Giacomettis in seinem Atelier - auch da klingende Namen wie Man Ray, Cartier-Bresson, Inge Morath oder Franz Hubmann.
Am Ende seines Lebens hat sich Giacometti verstärkt mit Lithografien beschäftigt. So schuf er 150 Blätter, die unter dem Namen "Paris sans fin", Paris ohne Ende, posthum veröffentlicht wurden: Straßenbilder und Szenen, die einen völlig ungewohnten Stil Giacomettis zeigen.
Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Kunsthaus Zürich und dem Leopold Museum - parallel zur Giacometti-Ausstellung findet in Zürich eine hochkarätige Schiele-Schau statt, u.a. zum ersten Mal mit der "Wally".