The Vienna Project: Naming Memorial

„The Vienna Project“, das ist der Titel eines Projekts, das an die Opfer des Nationalsozialismus in Österreich erinnern soll - nicht etwa in einem Museum, sondern auf den Straßen von Wien. Heute um 19.30 findet die Abschlussveranstaltung in der Österreichischen Nationalbibliothek statt. Dabei wird der letzte Teil des Projekts, ein sogenanntes Naming Memorial am Wiener Josefsplatz präsentiert.

Morgenjournal, 18.10.2014

85.000 Namen projiziert auf die Fassaden des Josefsplatzes- jeder von ihnen steht für ein Opfer des Nationalsozialismus in Österreich. Das „Naming Memorial“ ist der letzte von insgesamt drei Teilen von The Vienna Project und wird heute präsentiert. Die Videokünstlerin Elisabeth Wildling von der Universität für angewandte Kunst Wien hat die Projektionen umgesetzt:

"Die Dimension, dass man diese Namen über den Ort und den Raum hinweg sinnlich wahrnehmen kann, die ist sehr wichtig, das heißt diese riesige Anzahl an Namen auch einmal zu spüren, über den Platz zu gehen und wiederum Namen zu sehen. Dann weiters die Möglichkeit während man geht, näher hinzugehen und die individuellen Namen herauszufinden."

Die Initiatorin des Projekts, die US-Amerikanerin mit österreichischen Wurzeln Karen Frostig hat selbst 16 Mitglieder ihrer Familie durch das nationalsozialistische Regime verloren. Die Künstlerin will mit dem Projekt an alle Opfergruppen erinnern: an Roma und Sinti, Juden, körperlich und geistig Behinderte, Zeugen Jehovas, slowenische Partisanen und politisch Verfolgte- niemand soll vergessen werden.

"Ich wollte dass die Menschen verstehen dass unser Verlust gleich war, aber dass die Opfergruppen eine unterschiedliche Geschichte hatten und auch unterschiedlich behandelt wurden."

Begonnen hat das mehrteilige Gedenkprojekt mit dem eintägigen Parcours des Erinnerns vor einem Jahr. Anlass dafür war der sogenannte Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Ausgehend vom Gedanken der Erinnerung haben Studierende der Universität für angewandte Kunst acht Kunstinstallationen rund um den Wiener Donaukanal geschaffen- eine davon eine „Uhr“ - hier wurden nicht Stunden und Sekunden angezeigt, sondern nur ein Wort: NOW, auf Deutsch jetzt.

Denn genau im hier und jetzt passiert auch Erinnerung. Ein weiterer Teil des Projekts erzählt die Geschichte von 38 Orten in Wien an denen nationalsozialistische Verbrechen verübt worden sind, darunter die Universität Wien und das Parlament. Vor den Gebäuden haben Künstler den Gehsteig mit Graffiti bemalt. In weißen Lettern steht dort in 10 verschiedenen Sprachen geschrieben: Was geschieht, wenn wir vergessen uns zu erinnern? „These will fade gradually in a way that memory fades.“

Wie auch die Erinnerung, verblasst auch die Schrift mit der Zeit, erklärt Karen Frostig. Mehr über die Geschichte der einzelnen Orte erfährt man über eine Handy-App. Mit dem Naming Memorial am Wiener Josefsplatz endet zwar heute das Gedenkprojekt The Vienna Project,- die Erinnerung an die Opfer des Holocaust soll aber fortbestehen.