Internationaler Ebola-Kongress in Berlin

Mit der rasanten Ausbreitung der Ebola-Epidemie befasst sich ein internationaler Gesundheitskongress, der in Berlin begonnen hat. Es geht um Mittel und Wege, den betroffenen Staaten zu Hilfe zu kommen. Es geht aber auch um die Frage, welche Schutzmaßnahmen möglich sind und ob ein wirksamer Impfstoff entwickelt werden kann.

Morgenjournal, 20. Oktober 2014

Ebola-Hilfstrupp nach Vorbild der OSZE

Der Strom besorgniserregender Meldungen reißt nicht ab, mit bis zu 10.000 Neuinfektionen pro Woche in Afrika rechnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Fall, dass sich die Seuche bis Dezember nicht wirksam eindämmen lässt. Internationale Hilfe ist angelaufen, aber noch tut jeder Staat mehr oder weniger unkoordiniert das, was gerade möglich ist. Deutschlands Außenminister Frank- Walter Steinmeier hat den Welt-Gesundheitskongress in Berlin eröffnet und dort angeregt, dass die EU eine Art medizinische Eingreiftruppe bekommen sollte, so ähnlich, wie es die OSZE mit den Wahlbeobachtern praktiziert. Spezialisten auch aus kleineren EU- Staaten also, die nach Steinmeiers Vorstellung auf Abruf bereit sein könnten. Die EU solle zumindest darüber nachdenken, einen Pool für medizinische und logistische Aufgaben aufzubauen, den man bei akuten Krisen schnell aktivieren kann, sagte Steinmeier in seiner Rede.

VIrus könnte noch gefährlicher werden

Deutschland hat einen Sonderbeauftragten für die Ebola-Hilfe, den Diplomaten Walter Lindner. Er war in den am schwersten betroffenen Staaten unterwegs und schildert seine Eindrücke. Er empfindet Demut und Respekt gegenüber jenen Leuten, die vor Ort als Helfer in der ersten Reihe stehen. Sie würden übermenschliche Arbeit verrichten und seien die Helden der heutigen Zeit, sagt Lindner.

Zur Frage, ob auch in Europa ein größerer Ausbruch von Ebola vorstellbar und zu befürchten wäre, äußert sich der Virologe Hans-Dieter Klenk beim Gesundheitskongress in Berlin eher vorsichtig. Er hält das Risiko für außerordentlich gering, wie er sagt, erinnert aber daran, dass nur mit genauer Arbeit künftige Ansteckungen von Gesundheitspersonal in Europa verhindert werden können. Darauf müsse man sehr sorgfältig achten, so Klenk. Was die Lage in Afrika betrifft, so ist der Virologe Klenk vor allem deshalb beunruhigt, weil das Virus schon so weite Kreise gezogen hat, viel weitere als bei früheren Ausbrüchen. Das erhöht, so der Wissenschaftler, die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus sich weitentwickelt und noch gefährlicher wird. Ob die experimentellen Impfstoffe, von denen jetzt erste Proben in die Seuchengebiete gebracht werden, wirklich wirken, das werde, so der Experte, frühestens erst im nächsten Frühjahr wissenschaftlich zu klären sein.