Die Fondation Louis Vuitton in Paris

Paris besitzt ein neues Museum, gleichzeitig ist es ein neues Wahrzeichen der Stadt. Der kalifornische Stararchitekt und Pritzker-Preisträger Frank Gehry hat für die Kunststiftung der Luxusmarke Louis Vuitton einen spektakulären Bau geschaffen.

  • Installation von Olafur Eliasson

    Installation von Olafur Eliasson

    ORF, Christine Scheucher

  • Gebäude der Louis Vuitton Foundation

    EPA, LANGSDON

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Kulturjournal, 27.10.2014

Von einer Utopie, die Wirklichkeit geworden ist, war die Rede und davon, dass der Eifelturm Konkurrenz bekommen hat: Die französische Hauptstadt hat ein neues Denkmal, geschaffen hat es der kalifornische Stararchitekt Frank Gehry. Für die Kunststiftung der Luxusmarke Louis Vuitton schuf Gehry einen Museumsbau, der Spektakel und Eleganz miteinander in Einklang bringt. Seit heute ist Gehrys neuer Kunsttempel für die breite Öffentlichkeit zugänglich.

Je nach Perspektive erinnert es an einen gestrandeten Dampfer oder ein Palmenhaus, das aus den Fugen geraten ist. In die Luft gejagt wie die modernistische Luxusvilla in Michelangelo Antonionis Klassiker "Zabriskie Point". Spricht man weiter in cineastischen Kategorien, sind Frank Gehrys Gebäude wie ein ohrenbetäubender Show Down. Gehry stellt Skulpturen in die Landschaft, Gebäude, die sich in Auflösung befinden und die Gesetze der Statik aus den Angeln heben. Kritiker bezeichnen seine Bauwerke als Architektur des Spektakels, Bewunderer schätzen Gehry als Visionär. Für die Kunststiftung der Luxusmarke Louis Vuitton hat Gehry im Pariser Bois de Boulogne nun ein neues Museum gebaut.

Architektur des Spektakels

3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet der Neubau für die Kunstsammlung der Fondation Louis Vuitton. Ins Leben gerufen wurde das Mammutprojekt von Bernard Arnault, Chef des Luxuskonzerns Moët Hennessy - Louis Vuitton, kurz LVMH. Arnaud ist Frankreichs reichster Mann, passionierter Kunstsammler und Mäzen. In Frankreich hat der Herr über ein Imperium aus Cognac, Champagner und Mode den Spitznamen "Wolf in Kaschmir". Mit der Eröffnung der Fondation Louis Vuitton ist für den 65-Jährigen ein lange gehegter Traum in Erfüllung gegangen. "Seitdem ich LVMH leite, wollte ich den Dialog mit der Kunst fördern, um auch nach außen zu kommunizieren, wie wichtig die Welt der Kreativität für dieses Unternehmen ist", so Arnaut.

Die Verschränkung von Kunst und Luxus hat nicht nur in Frankreich Tradition. Doch hier, genauer in Paris, nahm sie ihren Anfang. Die erste Kunststiftung eines Luxusunternehmens war die Fondation Cartier gegründet 1984 in Paris. Doch ist die gegenseitige Bespiegelung von Kunst und Luxus mit der Einverleibung der Kunst durch eine kapitalistische Logik gleichzusetzen? Der Luxus verleiht der Kunst Glamour, diese letzte Andeutung von Transzendenz in einer säkularisierten Welt, die Kunst wiederum adelt den Luxus, deutet Tiefgang an inmitten einer Kultur, die sich der Produktion schöner Oberflächen verschrieben hat. Seit Jahren arbeitet Louis Vuitton mit Künstlern zusammen, lässt etwa die Schaufenster des Pariser Flagship Stores in den Champs-Élysées von Künstlern bespielen - von Olafur Eliasson zum Beispiel oder Dan Flavin.

Pas de deux: Kunst trifft Luxus

Im neuen Museum der Fondation Louis Vuitton sind in der Eröffnungsausstellung einige Auftragsarbeiten zu sehen, die sich - wenig originell - mit dem Museumsbau auseinandersetzen. Die britische Künstlerin Sarah Morris wurde mit der Produktion einer Videoarbeit beauftragt, eine Arbeit, die zumindest entfernt an ein Promotionsvideo erinnert - gewidmet der Stadt Paris und Frank Gehry.

Zudem präsentiert die Fondation Louis Vuitton Highlights der Sammlung: darunter Arbeiten von Isa Genzken, Gerhard Richter, Christian Boltanski und Bertrand Lavier. Die erste große Einzelausstellung der Fondation wird dem isländischen Starkünstler Olafur Eliasson gewidmet sein. Er hat für das Museum eine verspiegelte Grotte gestaltet. Angesiedelt irgendwo zwischen modernen Luxus-Oase und Spiegelsaal. Denn ja, auf die illusorische Vervielfältigung der Pracht verstanden sich die Mächtigen in Frankreich immer schon.

Die Fondation Louis Vuitton ist seit heute für die Öffentlichkeit zugänglich und ebendort findet in den nächsten Tagen ein hochkarätiges Eröffnungsprogramm statt: Morgen gibt der chinesische Starpianist Lang Lang ein Konzert, zwischen 6. und 14. November sind die deutschen Elektropioniere "Kraftwerk" zu Gast.