Künstliche Befruchtung: Liberalerer Entwurf

Auf ein überraschend weitgehendes Gesetz über die Möglichkeiten der Fortpflanzungsmedizin haben sich SPÖ und ÖVP geeinigt. So sollen einem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshof folgend Samenspenden auch für lesbische Paare möglich werden. Erlaubt wird nach dem Gesetzesentwurf auch die Eizellenspende und in bestimmten Fällen sogar die Präimplantationsdiagnostik.

Mikroskopaufnahme einer künstlichen Befruchtung

APA/dpa-Zentralbild

Morgenjournal, 14.11.2014

Folgt Empfehlungen der Bioethik-Kommission

Die Höchstrichter haben das Verbot der künstlichen Fortpflanzung für lesbische Paare per Jahresende 2014 aufgehoben. Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) haben das zum Anlass genommen, einen relativ liberalen Entwurf für ein neues Fortpflanzungsmedizin-Gesetz vorzulegen. Der Entwurf ist gestern in Begutachtung gegangen und orientiert sich an nicht unumstrittenen Empfehlungen der Bioethik-Kommission.

Neben der Samenspende für lesbische Paare sind auch Erleichterungen für heterosexuelle Paare geplant: Die In-Vitro-Fertilisation mit der Samenspende eines Dritten soll zulässig werden. Allerdings dürfen nur noch so viele Eizellen befruchtet und eingesetzt werden, wie nach dem Stand der Wissenschaft notwendig sind - das soll riskante Mehrlingsschwangerschaften verhindern.

Auch Eizellenspenden sollen erlaubt werden. Kommerzieller Leihmutterschaft wird aber ein Riegel vorgeschoben und auch Altersgrenzen sind vorgesehen: 30 Jahre für die Spenderin, 45 Jahre für die Empfängerin.

Ausnahmen bei Präimplantationsdiagnostik

Die Präimplantationsdiagnostik, also die Untersuchung eines Embryos aus künstlicher Befruchtung, bleibt weiter verboten - außer in zwei Fällen: Nach drei erfolglosen Versuchen soll ein Embryo aus künstlicher Befruchtung auf Lebensfähigkeit untersucht werden dürfen - auch dann, wenn nachgewiesen ein Risiko schwerer, nicht behandelbarer Krankheiten besteht.

Die Opposition hat gespalten reagiert: Grüne und NEOS positiv, FPÖ und Team Stronach negativ. Die Kritiker sehen wörtlich Baby-Farmen entstehen und sprechen von einem Freibrief für die Fortpflanzungsmediziner.