Crowdfunding als alternative Finanzierung

Vor rund zwei Jahren hat der Waldviertler Schuhhersteller Heinrich Staudinger mit seinem Finanzierungsmodell für öffentliches Aufsehen gesorgt. Staudinger lieh sich Geld von Privaten für sein Unternehmen und lieferte sich einen Kampf mit der Finanzmarktaufsicht. Mittlerweile stellte er sein Modell um. Immer mehr Unternehmen versuchen seither, sich durch "Crowdfunding" zu finanzieren.

Morgenjournal, 14..1.2014

"Erwartungen bei weitem übertroffen"

Vor allem kleinere Unternehmen hätten es derzeit schwer, eine Kreditfinanzierung bei einer Bank zu bekommen, sagt Kuno Haas, einer der Geschäftsführer und Eigentümer des auf ökologische Produkte spezialisierten Unternehmens "Grüne Erde". Im Mai vergangenen Jahres hat die Versand-Firma daher ein Beteiligungsmodell ins Leben gerufen, um sich unabhängig von Banken finanzieren zu können.

Rund 57.000 Kunden wurden angeschrieben und um Darlehen gebeten, sagt Haas: "Daraufhin haben sich innerhalb von 18 Monaten ca. 1100 unserer Kunden bereit erklärt, uns Darlehen in der Höhe zwischen 2.000 und 50.000 Euro zu geben." Insgesamt seien bisher 7,4 Millionen Euro zusammengekommen. Das habe die Erwartungen bei weitem übertroffen.

Risiko für Darlehensgeber

Die Darlehensgeber bekommen derzeit vier Prozent Zinsen. Nach fünf Jahren besteht die Möglichkeit, das Darlehen zu kündigen. Sollte das nicht passieren, läuft das Darlehen weiter. "Es gibt keinen formalen Endpunkt dieses Darlehens. Es ist unbefristet, aber jederzeit kündigbar. Wenn jemand in Not ist und das Geld schnell braucht, dann kriegt er es binnen drei Tagen - ohne große Diskussionen."

Die Darlehensgeber gingen natürlich auch das Risiko ein, dass ihr Geld im Extremfall auch weg sein könne, sagt Haas: "Wenn es die Grüne Erde nicht mehr gibt, ist das Geld weg." Aber so sei das generell. Wenn man sich an einem Unternehmen beteilige, teile man das Schicksal des Unternehmens.

Vorsicht vor betrügerischen Anbietern

Wie viele Firmen sich derzeit mittels "Crowdfunding" finanzieren, ist unklar. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) prüft jedes einzelne Modell, sagt einer der beiden Vorstände, Klaus Kumpfmüller: "Ich weiß, dass wir als FMA in den letzten Monaten ungefähr 80 derartige Finanzierungsmodelle geprüft haben und bei fast allen war es möglich, eine gesetzeskonforme Lösung zu machen."

Den Menschen müsse klar sein, dass es sich bei diesen Modellen nicht um eine sichere Sparform handle. Man sollte genau nachfragen, in welcher Rechtsposition man mit einer Beteiligung sei, sagt FMA-Vorstand Kumpfmüller. "Es wurden auch schon betrügerische Anbieter identifiziert und auch bereits verurteilt. Es ist wirklich Vorsicht geboten für den Anleger. Genau nachschauen und nachfragen, um welches Modell und um welche Konstellation es sich handelt!"