Gurlitt-Sammlung geht an das Kunstmuseum Bern

Jetzt ist es offiziell: Das Kunstmuseum Bern tritt das umstrittene Gurlitt-Erbe an. Gut ein halbes Jahr nach dem Tod von Cornelius Gurlitt, dem Sohn eines NS-Kunsthändlers, geht damit eine lange Debatte zu Ende.

Die rund 500 Werke aus der Gurlitt-Sammlung, die unter Raubkunstverdacht stehen, sollen zunächst in Deutschland bleiben. Die Taskforce "Schwabinger Kunstfund" wird ihre Herkunft weiter erforschen. Zu jedem Werk soll im Laufe des kommenden Jahres ein Bericht vorgelegt werden. Der gesamte Nachlass und die Geschäftsbücher sind seit heute im Internet auf der Lost-Art-Webseite zugänglich.

Kunstmuseum Bern, Fassade

EPA, EHRENZELLER

Kulturjournal, 24.11.2014

Die Berner waren von Anfang an von dem Geschenk völlig überfordert, denn das Erbe ist nicht nur umstritten, sondern auch politisch heikel: Das Thema NS-Raubkunst überschattet die millionenschwere Sammlung des Cornelius Gurlitt und sorgte von Anfang an für internationale Schlagzeilen.

Entscheidender Faktor: Provenienz

Am Wochenende fand die entscheidende Sitzung des Stiftungsrats statt, samt der Entscheidung die Sammlung anzunehmen. Jetzt müsse man die Provenienz der Werke in München und in Salzburg erfahren. Das Thema Provenienz ist und bleibt einer der entscheidenden Faktoren. Die Herkunft der Bilder aus dem Kunstschatz zu ermitteln braucht Zeit und kostet viel Geld. Doch das Berner Kunstmuseum ist finanziell sehr bescheiden ausgestatten.

Jüdischer Weltkongress droht

Hinzukommen erhebliche Kosten für Anwälte und Berater. Zudem droht der Vorsitzende des jüdischen Weltkongresses Ronald Lauder mit einer Prozesslawine gegen das Museum und die Schweiz. Viel wird also davon abhängen, ob man die Herkunft der Kunstgegenstände klar und eindeutig ermitteln und die eventuelle Rückführung in zufriedenstellender Weise umsetzen kann.

Das Berner Kunstmuseum setzt auf eine beispielhafte Klärung aller Fälle möglicher Raubkunst, heißt es hinter den Kulissen. Juristischer Streit ist auch mit der Cousine von Cornelius Gurlitt vorprogrammiert. Sie ihren Anspruch auf das Erbe angemeldet. In der Schweiz erhofft man sich in Teilen der Kunstszene durch die Diskussion über die Gurlitt-Sammlung eine neuen Schub für die weit größere Debatte der Provenienzforschung. Doch noch steht die juristische Schalcht um das Alleinerbe des Cornelius Gurlitt im Vordergrund.