Salzburger Mönchsberg-Turm wird Kunstort
Die Sammlungen von Cornelius Gurlitt haben in den letzten Wochen die Frage der Restitution wieder aktuell gemacht. Wie man geraubte Kunst an die Erben der rechtmäßigen Besitzer zurückgeben kann, hat vor gut drei Jahren das Museum der Moderne in Salzburg gezeigt. Und das Museum hat damit gewonnen - Reputation und sogar einen restaurierten Turm, der gestern eröffnet wurde.
8. April 2017, 21:58
Amalie Redlich-Turm
Ein rotes Band ist durchschnitten, ein Turm offiziell eröffent. Von der Stadt Salzburg aus kann man ihn deutlich sehen, den ehemaligen Wasserturm neben dem Museum der Moderne auf dem Mönchsberg, der jetzt den Namen Amalie Redlich-Turm trägt. Amalie Redlich, geborene Zuckerkandl, war die Besitzerin des Gemäldes "Litzlberg am Attersee" gewesen. Das Klimt-Bild war durch den Kunsthändlicher Friedrich Welz in die Sammlung gelengt und war eines der Herzstücke des Museums, doch im März 2011 wurde es offiziell als Raubkunst erkannt. Landeshauptmann Wilfried Haslauer war damals Museumsreferent und er hat damals deutlich festgestellt, dass das Bild Beutekunst sei und zurückgegeben werden sollte.
"Können Unrecht nicht wieder gutmachen"
Zurückgegeben wurde es an Georg Jorisch, den Enkel von Amalie Redlich. Toni Stooss sei als damaliger Direktor des Museums der erste in einer derartigen Funktion gewesen, der sich mit jenem Menschen getroffen habe, der ein Bild zurückfordert, hat Alfred Noll gestern in der Rede bei der Eröffnung hervorgehoben. Der Jurist lobte, wie und wie zügig man in Salzburg restituiert habe: "Wir können das Unrecht nicht wieder gutmachen. Aber wir können dazu beitragen, dass die Folgen dieses Unrechts so gut wie möglich beseitigt werden und dieser Restitutionsakt war einer dieser Folgen."
Auch Georg Jorisch sei dankbar und erfreut gewesen, dass das Klimt-Bild so rasch an ihn zurückgegeben worden sei, erinnert sich Noll. Jorisch habe gefragt: "Wie können wir denn dem Museum helfen? Die verlieren ja jetzt ihr tollstes Bild."
Umbau um 1,5 Millionen Euro
Und Jorisch hat dem Museum geholfen: Nach der Versteigerung des Klimt-Gemäldes in New York um 40 Millionen Dollar hat Jorisch 1,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, damit der ehemalige Wasserturm umgebaut werden konnte: Auf sieben Etagen und 280 m2 befinden sich jetzt ein Zentrum für Kunstvermittlung und, im obersten Teil, eine Wohung für einen Artist in Residence mit dem vielleicht spektakulärsten Ausblick auf die Stadt. Georg Jorisch habe sich auf die Eröffnung gefreut, erzählt sein Sohn Stephan, doch er hat den heutigen Tag nicht mehr erlebt. Doch auch er ist stolz darauf, dass die Familie immer noch Patronanz über Kunst übernimmt.
So erinnert der Amalie Redlich-Turm nun an die Familie Zuckerkandl, die Kunst besonders gefördert hat, erinnert an Amalie Redlich, die mit ihrer Tochter von den Nazis deportiert und in Polen ermordert wurde. Und erinnert an einen Salzburger Akt des Anstands. Denn: Rückgabe von geraubter Kunst sei keine Niederlage, hat Alfred Noll den Feiernden gestern mit auf den Weg gegeben.
Morgenjournal, 1.12.2014
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Museum der Moderne - Amalie-Redlich-Turm