Zaz: Frankreich in Wien

Sie hat eine kräftige, höchst modulierbare Stimme: die französische Sängerin Zaz, die gut und gerne mit Edith Piaf verglichen wird. Gestern Abend begeisterte sie das Publikum im Wiener Konzerthaus.

2010 legte Zaz ihr erstes Album vor und in weniger als vier Jahren wurde sie ein internationaler Star. Ihre Konzerte - von Paris über Moskau, Tokyo und Warschau - sind restlos ausverkauft, jedes ihrer beiden Alben hat sich mehr als eine halbe Million Mal verkauft. Soeben ist ihre dritte CD erschienen.

Morgenjournal, 3.12.2014

Selten hat man das aus allen Nähten platzende Konzerthaus in einer solchen Stimmung erlebt. Bereits im ersten Lied ist es dem quirligen Energiebündel gelungen, das Publikum von seinen Sitzen zu reißen. Natürlich war es das übliche Ritual von mitklatschen und mitsingen, doch die Mischung aus rhythmisch-fetzigem Jazz Manouche - neudeutsch Gipsy-Jazz à la Django Reinhardt -, Chanson, Salsa bis zum subtilen Duett Stimme-Gitarre überzeugte, das Ganze unterstützt von einem beeindruckendem Lichtdesign.

Oft werden bei Tourneen die Alben beworben, doch in diesem Fall gab es kein Déjà-vu-Erlebnis - auch wenn die CD "Recto verso" schon im Vorjahr erschienen ist, spannende Live-Arrangements machten es möglich, - und vor allem die exzellenten acht Begleitmusiker - zu den Saiteninstrumenten kamen noch Saxophon, Trompete und Akkordeon dazu, ja sogar eine Drehleier und ein Waschbrett.

"Die Tournee von ‚Recto verso‘ geht noch bis Ende Dezember, dann geht es im März nach Südamerika. Die neue Show mit dem Album von Pariser Chansons kommt dann im Mai", erzählt Zaz. Vor wenigen Wochen ist diese CD mit dem schlichten Titel "Paris" erschienen: da singt sie u.a. auch im Duett mit Charles Aznavour - berühmte Chansons völlig neu interpretiert und arrangiert, in den vielen unterschiedlichen Musikstilen, die ihre Musik ausmachen.

Zaz hat in Latino-Tanzorchestern gesungen, in Sibirien und Marokko Chansons zum Besten gegeben, mit kubanischen und brasilianischen Musikern gearbeitet und sie sang in Pariser Cabarets und Clubs und schließlich auch auf den Straßen und Plätzen von Montmartre, wenn sie kein Engagement hatte. Denn sie wollte singen und Geld verdienen: "All diese Erfahrungen machen das aus mir, was ich heute bin", erzählt Zaz, "all diese Musiker aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen, von klassisch bis kubanisch".

Sie habe immer alles probiert und wenn es schiefging, dann habe sie wenigstens etwas gelernt.

Frappierend ist ihre Energie: vier bis fünfmal die Woche steht sie auf der Bühne - gestern Wien, davor Prag und Brno, morgen Warschau und Berlin. Und noch zwei Stunden vor dem Konzert gibt sie Interviews. Ihr Geheimnis? Sie meditiert viel, es sei wichtig, sich zu zentrieren, und sie nimmt Bäder, mit Badesalz oder ätherischen Ölen.

Völlig anders als Edith Piaf, die ja an Alkohol und Drogen zugrunde gegangen ist, und, mit der sie immer wieder verglichen wird: Das kommt immer wieder vor, und es ist schmeichelhaft, aber die Piaf ist die Piaf!

Ein längeres Interview mit Zaz können sie heute im Kulturjournal hören, 17.09 Ö1.