China drängt auf den Balkan

China will seinen wirtschaftlichen Einfluss in den Ländern Mittel-und Osteuropas ausweiten. Beim Gipfeltreffen mit 16 Regierungschefs dieser Länder in Belgrad hat Chinas Premier Li weitere Kredite vor allem für Infrastrukturprojekte in Aussicht gestellt. Neue Eisenbahnlinien, Autobahnen oder Heizkraftwerke sollen nicht nur mit chinesischem Geld finanziert, sondern auch von chinesischen Firmen gebaut werden. Der reiche Onkel aus dem Osten verfolgt dabei eine durchaus eigennützige Strategie.

Mittagsjournal, 17.12.2014

Aus Peking,

Was hat die Seidenstraße mit Serbien oder Rumänien zu tun. Auf den ersten Blick ziemlich wenig. Doch ist die Seidenstraße für China längst mehr als eine Erinnerung an die historische Handelsroute. China meint damit die Wiederbelebung und Neuausrichtung gigantischer Handels-und Entwicklungskorridore, die vom Pazifischen Ozean bis an die Strände Montenegros reichen sollen. Kaum eine Rede über Chinas Wirtschaftsambitionen in denen Präsident und Premierminister nicht über das Konzept der neuen Seidenstraße ins Schwärmen kommen.

China pumpt bereits Milliarden in Anrainerstaaten etwa in Zentralasien. Und auch der westliche Brückenkopf, die Länder Zentral- und Osteuropas, sind Teile der großen chinesischen Strategie. 3 Milliarden Euro an neuen Kreditlinien verspricht Chinas Premier Li Keqiang der Region beim Gipfeltreffen in Belgrad. Zusätzlich zu den 10 Milliarden, die Peking bereits zuvor zugesagt hat. Geld, das in den Bau von Brücken, Autobahnen, Häfen und Eisenbahnlinien gesteckt wird, die den größten wirtschaftlichen Nutzen vor allem einem bringen: Peking selbst. Die neue Donaubrücke in Belgrad zeigt wie China investiert: die nach dem großen serbischen Erfinder Pupin benannte Brücke ist von einer chinesischen Staatsbank finanziert und von einer chinesischen Firma geplant und ausgeführt worden. Beschäftigt hat man fast ausschließlich chinesische Arbeiter.

Weil China langsamer wächst, die Exportwirtschaft schwächelt und der Daueraufkauf westlicher Staatsanleihen zunehmend riskant erscheint soll künftig stärker in konkrete Projekte im Ausland investiert werden. In Mittel-und Osteuropa sind chinesischen Investoren gerne gesehen. Nicht zuletzt weil sie größere Risiken als westliche Unternehmen eingehen können. Schließlich bürgt bei den meisten chinesischen Großfirmen der Staat. Anders als die EU, die USA oder die Weltbank stellt China bei der Kreditvergabe auch viel weniger Bedingungen. Die EU müsse auf die Initiative Chinas in Osteuropa reagieren ist in europäischen Diplomatenkreisen in Peking zu hören.

Die Angst wächst, dass die Bande zwischen manchen zentral- und osteuropäischen Ländern mit China eines Tages zu stark werden könnte. Und dass etwa bei Handelsstreitereien so mancher Regierungschef künftig den reichen Onkel aus Ostasien verteidigen und unterstützen könnte gegenüber dem als kleinlich und knausrig empfundenen Nachbarn aus Europa.