China: Neue Großmacht in Afrika

China will seine führende Handelsposition in Afrika in den kommenden Jahren drastisch ausbauen. Das Handelsvolumen zwischen China und afrikanischen Ländern soll bis 2020 von derzeit 200 Milliarden Dollar auf 400 Milliarden verdoppelt werden. Chinesische Firmen entdecken Afrika zunehmend als Lieferanten von Rohstoffen und gleichzeitig als Markt mit großem Potential. Und anders als viele westliche Länder hat China auch keine Berührungsängste, mit korrupten Diktatoren ins Geschäft zu kommen.

Morgenjournal, 13.12.2014

Aus Peking,

Es ist zum Lieblingswort chinesischer Diplomaten und Unternehmer geworden, wenn sie über Afrika referieren: Win-Win heiße dort die Devise. Sowohl China als auch die afrikanischen Staaten profitieren angeblich gleichermaßen von Pekings Engagement. Chinesische Firmen pumpen jedes Jahr Milliarden in Länder wie Angola, Zimbabwe oder den Sudan. Sie bauen Brücken, Flughäfen, Staudämme oder Präsidentenpaläste. Jüngst hat Chinas staatliches Bahnunternehmen in Nigeria den Zugschlag für den Bau einer 1400 Kilometer langen Eisenbahnstrecke erhalten.

Mindestens eine Million Chinesen werken in Afrika als Gastarbeiter. Chinas Engagement vor allem in den Ländern südlich der Sahara habe zwei Gründe sagt Jeremy Goldkorn, gebürtiger Südafrikaner, der in Peking seit zwei Jahrzehnten über aktuelle wirtschaftliche und politische Themen schreibt und einen einflussreichen Blog betreibt: „Zum einen geht es China um die Rohstoffe. Das ist problematisch, weil sie einfach Geld investieren, die Rohstoffe ausbeuten und nichts zur lokalen Entwicklung beitragen. China bietet Afrika aber auch eine große Chance: die Chinesen sehen Afrika als aufstrebenden Markt und die Afrikaner als potentielle Konsumenten und nicht – wie der Westen - nur als Hilfsempfänger.“

Berührungsängste mit afrikanischen Despoten kennt China nicht. Chinesische Banken vergeben billige Kredite ohne dass daran politische Forderungen geknüpft werden. Entwicklung vor individuellen Freiheiten. Das chinesische Modell als Alternative zur liberalen westlichen Demokratie kommt in autoritär regierten afrikanischen Ländern gut an.

Doch auch wenn Peking vor allem eigene Interessen verfolgt, das Engagement kann Afrika einen Entwicklungsschub bringen, sagt Jeremy Goldkorn. „China ist keine neue Kolonialmacht. Es will diese Länder nicht regieren. Wenn sich afrikanische Führer selbstbewusst für ihre Länder einsetzen und chinesischen Firmen auch das Abgemacht abverlangen, dann können beide Seiten gewinnen. In jenen Ländern aber, wo korrupte Führer nur in die eigene Tasche wirtschaften, dort wird eine Beziehung auf Ausbeutung entstehen. Unabhängig davon, was die ursprüngliche chinesische Absicht war.“

Doch mehren sich Berichte über umfangreiche Landkäufe chinesischer Unternehmen, über katastrophale Arbeitsbedingungen in Firmen im chinesischen Besitz. Sowie über steigende Animositäten gegenüber chinesischen Migranten, die etwa in Townships in Südafrika als die neuen „gelben“ Meister verspottet werden. Und so erscheint Chinas Argument, dass das Engagement in Afrika nur und ausschließlich eine Win-Win Situation für beide Seiten sei, nicht besonders glaubwürdig.