IS in Syrien: Kurden drängen auf mehr Hilfe
Die umkämpfte Stadt Kobane in Syrien ist weitgehend zurückerobert, diese Meldung kam Anfang der Woche über die internationalen Nachrichtenagenturen. Doch der Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat sei damit noch nicht gewonnen, sagt Salih Muslim, Vorsitzender der kurdischen Partei YPG, die den Wiederstand in den syrischen Kurdengebieten anführt. Die Türkei müsste ihre Linie korrigieren und Europa müsse sich entscheiden, welchen Nahen Osten es wirklich wolle, sonst werde der Konflikt nicht zu Ende gehen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 8.1.2015
"Verteidigen Europa"
In Kobane verteidigen die Kurden nicht nur ihre Heimat sondern sie verteidigen auch Europa gegen den Dschihadismus und islamistische Radikale erklärt Salih Müslim. Der 64-jährige ist Vorsitzender der Partei der demokratischen Union, kurz PYD, der wichtigsten Partei der Kurden in Syrien und eine Schwesterpartei der PKK in der Türkei. Müslim stammt selbst aus der Gegend rund um Kobane, eines seiner Kinder ist im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat getötet worden: Sie sind gefährlich für alle, nicht nur für die Kurden. Wenn wir uns in unserer Region verteidigen, verteidigen wir auch Europa, denn wenn sie im Nahen Osten nicht geschlagen werden können sie nirgends geschlagen werden. Die Kurden sind im Krieg. Und in diesem Krieg sollten wir ordentliche Hilfe bekommen.
In Kobane und den beiden anderen von der PYD kontrollierten Gebieten in Nordsyrien würden die kurdischen Milizen mit Kalaschnikows gegen modernste Ausrüstung antreten, die der IS aus den Arsenalen der irakischen Armee in Mosul nach Syrien gebracht habe, darunter moderne amerikanische Kampfpanzer. Dagegen könne man mit einfachen Panzerabwehrrohren nichts ausrüsten. Ein Problem sei dabei die Haltung der Türkei. Es gebe viele Hinweise dafür, dass die Türkei nach wie vor mit dem IS kooperiere: Die türkische Position ist bis jetzt nicht ganz klar. Niemand sollte den IS unterstützen, denn er ist auch für die Türkei gefährlich. Die Türkei sollte diese Beziehungen, wenn sie noch bestehen abbrechen, und Teil der internationalen Koalition gegen den IS werden, was sie bis jetzt ablehnen.
Von den Ländern der Europäischen Union erwartet sich Salih Müslim die Lieferung von modernen Waffen. Die türkische PKK sollte endlich von der Terrorliste der Europäischen Union gestrichen werden, da sie im Irak gegen den IS kämpfe, auf der gleichen Seite wie die Europäer. Um eine Lösung für Syrien zu finden müssten die Gespräche von Genf fortgesetzt werden: Das Ziel der Kurden ist ein Syrien ohne Das Regime von Bashar Al-Asad mit Autonomie für alle Regionen. Doch erst müsste der IS gestoppt werden: Der Salafismus entspricht nicht der Mentalität der Syrer, es gab bei uns nie Salafisten. Man findet beim IS Tschetschenen, Kasachen, Leute aus Nordafrika. Syrer kämpfen dort nur, wenn sie dafür bezahlt werden. Diese Kräfte und Organisationen von außen müssen gestoppt werden.
Es liege an Europa, für welche Seite es sich entscheide, erklärt Salih Müslim von der kurdischen PYD, ob es einen Nahen Osten wolle der einfach nur billige Rohstoffe liefere oder ob es eine wirkliche Demokratisierung erreichen. Dann müsse es demokratische Kräfte unterstützen. Kobane habe gezeigt dass es möglich ist den IS militärisch zurückzuschlagen. Mit entsprechender Hilfe von außen sei das auch im Rest von Syrien möglich.