Von Lola Lafon

Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte

In der Zeit, als in Rumänien Nicolae Ceausescu seine eigenartige Vorstellung von Despotie auslebte, wurde eine vierzehnjährige Kunstturnerin zum Weltstar mit tragischer Note: Nadja Comaneci. Die französische Autorin Lola Lafon hat eine fiktive Biografie der mehrfachen Olympia-Gewinnerin vorgelegt.

Nadja Comaneci gewann bei den Olympischen Spielen 1976 und 1980 insgesamt fünf Goldmedaillen und erhielt als erste Turnerin der Geschichte die Höchstnote 10. Zugleich galt die junge Frau im kindlichen Körper als typisches Produkt osteuropäischer Hochleistungstrainingsfabriken. Seit 1989 lebt Comaneci in den USA.

Es gibt verschiedene Wahrheiten in Lola Lafons Roman, die Wahrheit der Erzählerin, die Wahrheit der fiktiven Nadia Comaneci, auch die Wahrheit der Journalisten und Beobachter, die die Karriere der Turnerin verfolgen. Antworten liefert Lola Lafon nicht immer: "Es ist ein Roman der Fragen, kein Roman der Antworten. Das heißt, dass er Fragen zu den verschiedenen politischen Systemen stellt, Fragen zur Weiblichkeit, er fragt, wo das Gute und wo das Böse ist. Es geht zum großen Teil wirklich darum, die Macht über das Weibliche zu hinterfragen."

All das erzählt Lafon in einer Prosa, die sich faktentreu und fast journalistisch gibt, aber dennoch zu schillern versteht, die den Leser mitnimmt auf eine Reise ins kommunistische Rumänien, in die Welt des Spitzensports und der Medien und nicht zuletzt in die Sphäre eines kleinen Mädchens, das vor den Augen der kritischen Öffentlichkeit zur Frau wird. Letztendlich geht es Lola Lafon auch um eine Untersuchung des Begriffs "Freiheit" - im politischen wie auch im persönlichen Sinn.

Service

Lola Lafon, "Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte", Roman, aus dem Französischen von Elsbeth Ranke, Piper Verlag