Von Danilo Kis

Familienzirkus

Vor 25 Jahren starb Danilo Kis, einer der großen jugoslawischen Erzähler. Mit Proust wurden seine Texte verglichen, er selbst oft als Sprachmagier bezeichnet. Unter dem Titel "Familienzirkus" hat der Hanser Verlag die großen Romane und Erzählungen neu aufgelegt.

"'Seine Kunst ist niederschmetternder als jede Statistik', schrieb Joseph Brodsky. Das gilt für alle Romane von Danilo Kis."

Neun Jahre war Danilo Kis alt, als sein Vater, ein ungarischer Jude, mit einem Großteil der Verwandtschaft nach Auschwitz deportiert wurde. In der Romantrilogie, die er ironisch seinen "Familienzirkus" nannte, wollte er seinem Vater und dem pannonischen Judentum ein Denkmal setzen.

Was die Prosa von Danilo Kis so einzigartig macht, ist die Verbindung von Recherche und souveränem Spiel mit verschiedenen Erzählsträngen, das Fabulieren auf autobiografischer Basis, die Detailgenauigkeit selbst in der Fiktion.

Am 22. Februar dieses Jahres wäre Danilo Kis 80 Jahre alt geworden. Seit einem Vierteljahrhundert ist er tot, 1989 in Paris an Lungenkrebs gestorben, doch sein Werk erweist sich immer mehr als eines der ganz großen und unvergänglichen des 20. Jahrhunderts. Wie gut, dass es diese von Ilma Rakusa herausgegebene und mit einem grandiosen Nachwort versehene Neuausgabe seiner zentralen Romane und Erzählungen gibt, die Danilo Kiš präsent hält. Denn er stellt viele Autoren in den Schatten, die heute als Weltautoren und Pflichtlektüre gelten. Ein Haruki Murakami oder Paul Auster etwa wirken neben ihm wie beflissene und gut trainierte Erzähl-Handwerker.

Service

Danilo Kis, "Familienzirkus - Die großen Romane und Erzählungen", übersetzt von Ilma Rakusa, Ivan Ivanji, Anton Hamm, Katharina Wolf-Grieshaber, Hanser Verlag