Ringkampf als Metapher des Lebens

"Foxcatcher", so nannte der US-amerikanische Milliardär John DuPont aus der gleichnamigen Chemie-Dynastie seine Ringermannschaft, für die er zwei Olympia-Sieger engagierte. Doch hinter der Geschichte des Milliardärs steht eine menschliche Tragödie, die der Film "Foxcatcher" nun genauer ins Visier nimmt.

Mittagsjournal, 31.1.2015

Für insgesamt 5 Oscars ist der Streifen nominiert, als bester Regisseur wurde Bennet Miller bereits letztes Jahr bei den Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet. Ab Ende nächster Woche kommt "Foxcatcher" in die heimischen Kinos.

Ansammlung von Dramen

Sieger im Sport und Gewinner im Leben. Das wünscht sich der Milliardär und selbsternannte Ringer-Coach John DuPont (Steve Carrell). Und weil er spürt, trotz seines Vermögens, weder das eine noch das andere zu sein, sucht sich DuPont menschliche Werkzeuge, die seinen persönlichen amerikanischen Traum verwirklichen. Mark Schultz (Channing Tatum), Olympiasieger im Ringen ist eines dieser Werkzeuge.

Entfremdung und Zerrüttung

Jemanden am Boden fixieren, jemanden aushebeln, jemanden mittels Tricks zu Fall bringen. In den Techniken des Ringkampfs spiegeln sich die Kämpfe des Lebens wider, die Regisseur Bennet Miller als Ansammlung von Lebensdramen erzählt, etwa Die Entfremdung zwischen Mark Schultz und seinem Bruder und ebenfalls Ringer Dave (Mark Ruffalo), der große Bruder, aus dessen Schatten Mark treten will, aber zugleich dessen Liebe behalten. Oder das schwierige Verhältnis zwischen John Dupont und seiner Mutter, von der er sich nie lösen konnte. Und letztlich die menschliche Zerrüttung zwischen Dupont und Mark Schultz: Was begonnen hat wie sportliches Mäzenatentum und eine - freilich monetär aufgeputschte - Freundschaft, dann in eine Ersatz-Vatersohn-Beziehung mit homoerotischer Komponente übergeht, artet letztlich in Hass und sportliches Versagen aus.

„Latente Botschaften“

Regisseur Bennet Miller breitet die Tragödien im goldenen Käfig mit subtilem Understatement aus, es sei ihm darum gegangen, so Miller, „den Zuseher für die latenten Botschaften zu sensibilisieren“. In der Hauptrolle des Milliardärs hat Miller den eigentlich durch seine Komiker-Rollen bekannt gewordenen Steve Carrell bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Eine tragische Rolle, aber es sei es ihm aber nicht darum gegangen, etwas zu beweisen, so Carrell.

Lebensverschwendung

Der Film "Foxcatcher" ist - kennt man DuPonts Schicksal nicht - auch ein Thriller, aber vor allem das Porträt einer umfassenden Lebensverschwendung. Der tragische Milliardär und Waffennarr, der eine Ersatzhandlung der nächsten Selbsttäuschung folgen lässt, einer, der nie erwachsen werden konnte. Regisseur Bennett Miller ringt fair mit und um seine Figuren, ohne sie in den Würgegriff zu nehmen. Zu Boden bringen sie sich letztlich selbst.