Kritik an neuer Ärztegewerkschaft Asklepios

Die Gründung der neuen Ärztegewerkschaft Asklepios sorgt für Kritik bei den bestehenden Gewerkschaften, die die Ärzte vertreten. Sie warnen vor einer Zersplitterung der Kräfte bei Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Die Ärztekammer reagiert gelassen auf die neue Standesvertretung.

Mittagsjournal, 3.2.2015

Birgit Pointner, Peter Daser

"Jedes Bundesland muss für sich entscheiden"

Bei der Ärztekammer sieht man die Gründung recht gelassen, man hat die Tatsache auf der Seite, die Pflichtstandesvertretung zu sein. Vizepräsident Harald Mayer: "Jeder kann einen privaten Verein gründen, jeder kann den auch Gewerkschaft nennen und braucht dann noch immer ein Gegenüber, das bereit ist, mit ihm zu verhandeln."

Ärztekammer und Gewerkschaften hätten zu wenig Druck gemacht und damit seit 2003 wertvolle Verhandlungszeit verloren, lautet eines der Gründungsargumente von Asklepios. Beim Druck kommt es auf die Bundesländer an, sagt Ärztekammervizepräsident Mayer: "Die Kärntner waren schon auf der Straße, also kann man nicht sagen, dass die nichts tun." Jedes Bundesland müsse für sich entscheiden, wie es Druck aufbaut, wie es Eskalationsszenarien entwickelt. "Da wir letztendlich auch die Gehälter in den einzelnen Bundesländern verhandeln, liegt es aus meiner Sicht klarerweise in der Entscheidung der einzelnen Bundesländer-Kurien, wie sie den Druck aufbauen, halten und erhöhen."

Skepsis und Zurückhaltung

Kompliziert ist es schon jetzt, denn für die Vertretung sind unterschiedliche Gewerkschaften zuständig: Zum Beispiel in Wien. Für die Ärzte des Krankenanstaltenverbundes ist die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GWG) zuständig. Deren stellvertretende Vorsitzende Angela Lueger, sagt zur Neugründung: "Von Seiten der GWG sehen wir das nicht so positiv, weil wir der Meinung sind, dass wir ein großes Spektrum vertreten, wo die Ärzte auch enthalten sind. Wir vertreten österreichweit sehr viele Mitglieder und es macht wenig Sinn, wenn jede eigene Berufsgruppe ihren eigenen Verband hat, der sie vertritt."

Das Problem sei, so Lueger, dass letztendlich die Stärken der Gewerkschaft, das Verhandlungsmandat, geschwächt werde. Bei den Verhandlungen sei man nur dann stark, wenn man dementsprechend viele Mitglieder habe, derzeit seien es rund 3000.

Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) vertritt rund 1.000 Ärzte. Man müsse an einem Strang ziehen, sagt Johann Hable, Vorsitzender der Sparte Gesundheitsberufe bei der GÖD: "Es wäre sehr sinnvoll in der heutigen Zeit, die Kraft zu bündeln."

Bei der Dienstleistungsgewerkschaft vida, die rund 1.500 Ärzte vertritt, zeigt man sich heute zurückhaltend und will die Gründung von Asklepios nicht näher kommentieren.