Filmexperiment mit Künstler Ai Weiwei

Während der Berlinale kommt es an diesem Wochenende zu einer außergewöhnlichen Aktion. Der chinesische Künstler Ai Weiwei wird in Berlin Regie führen - allerdings über Skype, weil er in China unter Hausarrest steht. In dem Kurzfilm geht es um die Beziehung zu seinem eigenen Sohn.

Morgenjournal, 6.2.2015

Die Verbindung klappt -und genau so soll auch das Projekt funktionieren. Es geht um die Fortsetzung der erfolgreichen Episodenfilme "Paris, je t'aime" (2006), "New York, I Love You" (2009). Diesmal geht es um Liebeserklärungen an Berlin. Die erste Episode ist der Film von Ai Weiwei. Ein einmaliges Projekt, sagt der Produzent und Erfinder des Projektes Claus Clausen.

Erzwungene Fernbeziehung

Der Sohn heißt Ai Lao und ist mit seiner Mutter vor einem halben Jahr nach Berlin gekommen, um hier englisch und deutsch zu lernen. In Beijing hat Ai Weiwei seinen Sohn jeden Tag gesehen - jetzt kann er sich nur via Skype mit ihm unterhalten. Sein Film soll Berlin durch die Augen seines Sohnes zeigen und von der erzwungen Fernbeziehung von Vater und Sohn erzählen.

"Ich habe nach wie vor keinen Pass", sagt Ai Weiwei. "Die chinesischen Behörden sagen, dass ich ihn bald zurückbekommen werde. Aber das höre ich schon seit vier Jahren. Trotzdem gebe ich nicht auf. Ich hoffe, dass ich den Pass bekomme und dass ich dann eines Tages mit meinen Sohn durch Berlin spazieren kann."

Regie aus der Ferne

Während der Dreharbeiten wird Ai Weiwei seine Regieanweisungen über Skype geben. Die Bilder des Sets und auch die Aufnahmen der Kamera vor Ort werden via Satellit zu ihm nach Beijing übertragen - und auf eine große Leinwand am Potsdamer Platz. Während der gesamten Dreharbeiten. Drei Tage lang. Von Samstag bis Montag. Jeder der will, kann zuschauen. Es ist nicht das erste Mal, dass Ai Weiwei seine persönlichen Lebensumstände und seine Arbeitsmethoden öffentlich macht. Diese Transparenz gehört zu seiner Arbeit. Sie dient auch als Schutz vor Übergriffen der chinesischen Behörden. Das Hauptziel des Films, sei aber ein anderes, sagt Ai Weiwei:

"Der Film wird vielleicht meine eigene Situation verbessern, ich mache ihn aber auch für die vielen Menschen auf der Welt, die von ihren Liebsten getrennt sind. Weil Krieg ist, aus politischen Gründen, oder weil sie Arbeit suchen. Für sie ist das Internet - so wie für mich - ein Weg, um die Entfernung und die Grenzen zu überwinden."

Besonders stolz sind die Produzenten, dass auch der Superstar des deutschen Kinos, Til Schweiger bei der Episode mitspielen wird. Den Regisseur im fernen China lässt das allerdings ziemlich unbeeindruckt. Er sagt, er habe in seinem chinesischen Hausarrest von dieser Berühmtheit nichts mitbekommen.