Von Richard Schuberth

Chronik einer fröhlichen Verschwörung

Der Wiener Autor Richard Schuberth nimmt in seinem satirischen Debüt in Romanform "Chronik einer fröhlichen Verschwörung" die Regeln des Literaturbetriebs aufs Korn.

Richard Schuberth hat sich bisher mit seinen vielfach ausgezeichneten, aber schlecht vermarktbaren Essays und Dramen einen Namen gemacht. In seinem ersten Roman erzählt er die Geschichte von der Verhinderung eines Romans. Dabei verzichtet er nicht auf seine bereits bewährten Formen: Essayistische Teile, Aphorismen und Gedichte baut er geschickt in den Fluss der burlesken Handlung ein.

Gut verkäuflich ist eine spezielle Textgattung, die Schuberth mit dem Begriff "Holocaust-Prosa" zusammenfasst. Unter dem Vorwand der Aufklärung lässt sich mit menschlichem Leid ein gutes Geschäft betreiben, meinen nicht nur seine Figuren. Im Roman vergreift sich ein mittelbegabter Nachwuchsschriftsteller an diesem "heiklen Sujet" und möchte damit an den Erfolg seines Erstlingswerks anschließen. Er beabsichtigt das Schicksal der jüdischen Philosophin Klara Sonnenschein aufzuarbeiten. Dies wiederum möchte der siebzigjährige Philosoph Ernst Katz um jeden Preis verhindern. Die kulturindustrielle Verwurstung der Nazizeit ist dem von der kritischen Theorie beeinflussten Denker seit jeher ein Dorn im Auge. Gemeinsam mit der 17-jährigen Biggy, einer klugen und ein bisschen hinterhältigen Individualanarchistin, spinnt er Intrigen, um den Plan des jungen Erfolgsschriftstellers zu sabotieren.

Richard Schuberth erzählt von den Abenteuern dieses infernalen Duos und flattert dabei gewandt zwischen den Formen und Perspektiven umher. Gelungen ist ihm ein Bildungsroman im besten Sinne, eine Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, die an vergnügliche Buddy- oder Heist-Movies erinnert. Bemerkenswert ist vor allem auch, wie authentisch Schuberth die Sprache und Lebenswelt des 17-jährigen Wildfangs Biggy schildert.

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Richard Schuberth, "Chronik einer fröhlichen Verschwörung", Roman, Zsolnay Verlag