190 Dschihadisten aus Österreich
Die Zahl jener, die aus Österreich in die Kriegsgebiete im Irak und in Syrien gezogen sind, wird inzwischen auf 190 geschätzt. Bei der Extremismus-Hotline melden sich mehr und mehr Menschen, die befürchten, ihre Kinder oder Freunde könnten sich den Terroristen anschließen. Mehr als 60 mutmaßliche Dschihadisten sollen schon aus Syrien zurückgekommen sein. Jetzt gibt es ein neues Projekt, das sich an die Mütter richtet.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 2.3.2015
200 Anfragen bei Hotline
Jeder Dschihadist, der aus Syrien zurückkehrt, wird von den Sicherheitsbehörden einvernommen: bis zu 70 Rückkehrer gibt es bereits laut Innenministerium. Die durch diese Personen entstehende Gefahr sei nur schwer einschätzbar und stelle ein kaum zu kalkulierendes Sicherheitsrisiko für Österreich dar, heißt es in einem Papier des Innenministeriums. derzeit laufen mehr als 100 Strafverfahren gegen mutmaßliche Dschihadisten.
Auch bei der Extremismus-Hotline des Familienministeriums gibt es bereits 200 Anfragen - nur zwei davon betreffen Rechtsextremismus, alle anderen beschäftigen sich mit religiösem Fanatismus, sagt die Leiterin der Stelle Verena Fabris. Oft gehe es dabei um jugendlichen Protest und um Provokation der Eltern. Einige Politologen sagen, die Burka sei für die Jugendlichen so etwas wie Punk.
Viele betroffene Jugendliche hätten bereits eigene Diskriminierungs-Erfahrungen gemacht. Fabris selbst hat einen Test mit einer Burka auf der Straße gemacht und einige Beschimpfungen registriert. Wenn die Jungedlichen dann in einem Umfeld sind, das ihnen sagt, sie seien etwas Besonderes und die anderen die Bösen, das gebe Sinn und stärke die eigene Identität.
Es gehe um eine Abgrenzung zwischen wir und die - und um den Zusammenhalt in der eigenen Gruppe. das gebe auch ein Gefühl von Sicherheit, das die Betroffenen in der eigenen Umgebung offenbar vermissen, sagt Fabris.
Sehr oft sagen die Jugendlichen: sie wollen gegen die Ungerechtigkeit in dieser Welt protestieren - auch das ist ein Motiv, sagt Fabris. Betroffene selbst melden sich übrigens so gut wie nie bei der Extremismus-Hotline. oft sind es Lehrer, und andere sogenannte Multiplikatoren - aber am häufigsten sind es die Mütter, die anrufen.