HK Gruber: "Geschichten aus dem Wiener Wald"

Im vergangenen Sommer leisteten sich die Bregenzer Festspiele eine vielbeachtete Uraufführung: die "Geschichten aus dem Wienerwald", vertont vom österreichischen Komponisten HK Gruber. Ab morgen ist die Oper nach Ödön von Horváths Theaterstück in der Inszenierung von Michael Sturminger am Theater an der Wien zu erleben. Am Pult der Wiener Symphoniker steht der Komponist selbst.

Mittagsjournal, 13.3.2015

Eine Uraufführung ist immer ein Work in Progress. Jetzt hat das Leadingteam Gruber/Sturminger erneut die Chance zur Überarbeitung bekommen und diese auch bis zum letzten Moment genützt. Da wurde szenisch wie musikalisch gefeilt und ins Detail gegangen - mehr als es bei der Uraufführung möglich gewesen ist.

Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wienerwald" ist die bittere Satire über die Verlogenheit und Brutalität des Kleinbürgertums. Die tragisch-brutale Geschichte um das süße Mädel Marianne und den biederen Fleischhauer Oskar spiegelt die von der Weltwirtschaftskrise geprägten späten 1920er Jahre. Und nicht nur das - auch mit der Gegenwart finden sich erschreckende Parallelen.

In seiner Musik will HK Gruber vor allem plumpe Wiener Klischees meiden. Ihm geht es eher um die Herausarbeitung der Charaktere und um musikalische Verfremdungen. Kein typischer Nali Gruber also - das hat ihm da und dort die Kritik eingebracht zu wenig bissig zu sein, zu wenig sarkastisch, zu sehr aus dem Vollen zu schöpfen.

Da haben auch zeitgenössische Komponisten manchmal Probleme gegen ihren eigenen Ruf anzukämpfen. Das Publikum hatte sich in Bregenz jedenfalls auf den "anderen" Gruber eigelassen und sich einhellig begeistert gezeigt. Auch Michael Strumingers Regie war ziemlich einhellig als solide, vielleicht ein bisschen zu gefällig bezeichnet worden.

Besetzung & Uraufführung in Wien

In Wien sind wieder die Sänger der Uraufführung zu hören wie Ilse Eerens als Marianne, Jörg Schneider als Oskar, Anja Silja als Großmutter oder Angelika Kirchschlager als Valerie. Aber auch im Theater an der Wien gibt's am Premierenabend eine echte Uraufführung: einen Epilog zum Wiener Wald unter dem Titel "Fahrt ins Glück". In dem szenischen Monolog geht Angela Schneider der Frage nach, was aus Marianne und Oskar geworden ist - wie sie Jahre nach dem Debakel leben.

1994 verkörperte Petra Morzé unter der Regie von Karl Heinz Hackl die Marianne in der Josefstadt – in Wien treffen wir sie wieder. Wie es Marianne im Laufe der Jahre ergangen ist, kann man, wenn man will, jeweils nach HK Grubers "Geschichten aus dem Wienerwald" um 22.00 Uhr in der sogenannten "Hölle" des Theaters an der Wien erfahren.

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