F: Die Angst vor Marine Le Pen

Marine Le Pen, die blonde Anführerin des Front National, zeigt kurz vor den Kommunalwahlen in Frankreich, dass sie - wie ihr Vater - mit Nationalstolz und Fremdenabweisung den politischen Erfolg sucht. Und ihren politischen Gegnern macht sie Angst.

Mittagsjournal, 17.3.2015

Marine Le Pen zeigt Rückgrat: nicht einmal vor einem Fußballstar wie Zlatan Ibrahimovic macht sie Halt, wenn es darum geht, dass Frankreich den Franzosen gehört und jedem Franzosen Frankreich über alles gehen soll: der Schwede soll doch nach Hause gehen, wenn ihm Frankreich nicht passt - der Muskelprotz auf dem Fußballfeld hatte sich nach einem Spiel aufgeregt und unflätige Worte verwendet.

Die französischen Wähler sehen den Département-Wahlen kommenden Sonntag nur lustlos entgegen, die politische Elite dafür umso angespannter. Denn der rechtsextreme Front National könnte nach den Europawahlen im vergangenen Mai auch hier die Mehrheit der Stimmen erreichen.. Der sozialistische Premierminister Manuel Valls wiederholt seit Tagen, dass er Angst davor habe, Frankreich könnte an der rechtsextremen Partei zerbrechen, die Kandidaten von Marine Le Pen würden ohnehin nur Hass und antisemitische und rassistische Aussagen verbreiten.

Rund zehn Kandidaten des Front National haben sich während des Wahlkampf in den sozialen Netzwerken fremden- und juden- und islamfeindlichen geäußert. Zum neuen Image der Partei rund um Marine Le Pen passt das nicht, sie musste sich von den Aussagen distanzieren. Aber die Attacken von Frankreichs Sozialisten haben auch einen anderen Grund, wie der Le Monde Journalist Thomas Wieder analysiert: Für die Sozialisten ist der Kampf gegen den Front National eines der besten Mittel um die Linke zusammenzuhalten und außerdem erlaubt es ihnen Debatten über eine Bilanz der Regierungsarbeit zu den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritten zu vermeiden. Und das kommt der Regierung sehr entgegen.

Auch Frankreichs Konservative fürchten Stimmen an den Front National zu verlieren. Die Botschaft von Parteichef Nicolas Sarkozy, der bei diesen Wahlen beweisen muss, dass er die zerstrittenen Konservativen führen kann, lautet: Wer in der ersten Wahlrunde für den Front National stimmt, der sorgt im zweiten Wahlgang für einen Sieg der Sozialisten!

Zusammenarbeit zwischen den Konservativen und dem Front National, um einen Sieg der Linken zu verhindern, soll es laut UMP-Parteichef Sarkozy aber trotzdem nicht geben: Er hat angekündigt Kandidaten die gemeinsame Sache mit dem Front National machen, kurzum aus der Partei auszuschließen.

Die Parteichefin des Front National Marin Le Pen macht sich um diese Debatten keine Sorgen: ihre Partei liegt in Umfragen mit 30 Prozent der Wählerstimmen an erster Stelle. Wegen des Mehrheitswahlrechts gilt es aber als sehr unwahrscheinlich, dass der Front National in Zukunft in einem oder zwei Départementräten eine Mehrheit stellen wird, selbst, wenn er stimmenstärkste Partei wird. Doch ein Wahlerfolg würde Marine Le Pen einen neuen Aufschwung in Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2017 bringen: Daran zweifelt mittlerweile nicht einmal mehr der französische Premierminister.