Ärzteprotest gegen "Spione" im Warteraum

200 Millionen Euro will der Staat durch den Kampf gegen Sozialbetrug holen, so steht es im Steuerreformpaket von SPÖ und ÖVP. Vorgesehen ist unter anderem sogenanntes "Mystery Shopping" bei den Ärzten. Das heißt, Prüfer der Krankenkassen sollen als Patienten getarnt verstärkt Arztpraxen auf Missbrauch testen. Die Ärztekammer läuft gegen diese Pläne aber bereits Sturm.

Morgenjournal, 19.3.2015

Testpatienten, die falsche E-Cards vorweisen - oder die sich Krankenstand erschleichen: Diese Form der Betrugsbekämpfung in den Arztpraxen gehe zu weit, sagt Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger. So eine Pauschalverdächtigung habe er selten erfahren. Es werde unterstellt, dass die Versicherten die Versicherung betrügen.

Das seien aber Einzelfälle. Auch unter den Ärzten und Ärztinnen gebe es nur wenige schwarze Schafe - etwa solche, die nicht erbrachte Leistungen verrechnen. Aber, so der Ärztekammerpräsident, es gebe 100 Millionen E-Card-Kontakte mit niedergelassenen Ärzten. Im größten Bereich werde dies korrekt abgerechnet.

Erfahrungen hat man hier schon seit Jahren mit Kontrollen durch die Wiener Gebietskrankenkasse, sie hat eine eigene Missbrauchs-Abteilung, die nur zum Teil auf Prüfer in den Praxen setzt. Falsche Leistungsabrechnungen verursachen demnach den größeren Schaden, Betrug durch die Patienten ist sehr selten.

Das Wiener Modell könnte jetzt bald auf ganz Österreich ausgedehnt werden, sagt Peter McDonald vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger, er lobt die Pläne der Regierung: vertrauen sei gut, stichprobenartige Kontrolle sei aber besser. Er will mit den Ärzten in einen Dialog treten.

Die Vorteile einer schärferen Betrugsbekämpfung liegen für McDonald auf der Hand - von einer Ausweiskontrolle gemeinsam mit der E-Card bis hin zur ärztlichen Untersuchung vor der Krankschreibung. Unternehmer und Versicherung würden sich Missbrauchszahlungen ersparen.
Für die Ärztekammer kann die Kontrolle bleiben, wie sie ist. Sie hofft, dass die Parlamentarier das Mystery Shopping aus dem Steuerreformpaket von SPÖ und ÖVP noch verhindern.